Das Haus der Kulturen soll in der Innenstadt eine Heimat finden. Mögliche Standorte, zumal für einen Neubau sind rar. Die Entscheidung könnte bereits im März fallen.
Wohin mit dem Haus der Kulturen? Nach jahrelangem Vorlauf soll der Gemeinderat spätestens im März die Standortfrage drastisch einschränken, womöglich sogar final entscheiden. Dann könnte im Detail geplant werden. Grundlage sind die Ergebnisse eines Suchlaufs des Büros asp Architekten. Von zehn möglichen Standorten liegen sieben im Bezirk Mitte, drei sind Bestandsgebäude in Privatbesitz (ehemaliger Hindenburgbau, Allianz-Quartier Uhlandstraße, Lautenschlagerpassage). Neubauten wären im Europaviertel vis-a-vis zum Bonatzbau, in der Steinstraße und bei der alten Bahndirektion möglich.
Nopper setzt auf die Steinstraße 4
OB Frank Nopper (CDU) präferiert die Steinstraße 4, ein 1366 Quadratmeter großes Grundstück hinter dem Rathaus, heute von der Kaufhof-Parkgarage belegt und im Besitz des österreichischen Unternehmers René Benko. Der würde für die Stadt bauen und eine fertige Immobilie verkaufen. Christdemokraten und Linksbündnis folgen Nopper. Eine Einigkeit der 60 Bürgervertreter in Sachen Standort ist nicht absehbar. „Es wird eine Mehrheitsentscheidung“, sagte CDU-Rat Jürgen Sauer am Rande der Ausstellungseröffnung eines studentischen Architektenwettbewerbs für das Haus der Kulturen im Rathaus (dort noch zu sehen bis zum 25. Januar). Acht der zwölf Entwürfe zeigen Neubauten an der Steinstraße, vier Teams wählten das Freifeld Stuttgart 21.
Grünen missfällt der Standort
Die Herausforderung an der Steinstraße fanden viele Studierenden interessanter als das S-21-Gelände, so die betreuende Architektin Bettina Klinge von der Universität Stuttgart. Man habe festgestellt, dass an diesem Standort „genügend Platz wäre, um das Haus der Kulturen unterzubringen“. Gesetzt sind 5000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, die auch einen Veranstaltungssaal für 300 Menschen aufnehmen. Genügend Platz – diese Aussage ziehen die Grünen in Zweifel, sie sprechen von einer ungesunden Schrumpfkur. Ihr damaliger Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte in seiner Amtszeit das S-21-Areal ins Spiel gebracht. Vor 2028 können dort keine Bagger anrücken, zudem ist die Fläche so groß, dass es auch zum Beispiel noch den Neubau des Linden-Museum bräuchte, sie zu füllen.
Jeder zweite Stuttgarter mit Migrationshintergrund
Das Haus der Kulturen soll ein Ort der Begegnung werden. Jeder zweite Stuttgarter hat einen Migrationshintergrund, bei den Jugendlichen sind es 60 Prozent, so Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann, die seit Kurzem Grünen-Mitglied ist, bei der Ausstellungseröffnung. Das Forum der Kulturen als Dachorganisation von 130 Migrantenvereinen würde das Haus bespielen. Kulturschaffende und migrantische Organisationen wollten die kreative Vielfalt der Einwanderungsstadt zeigen und weiterentwickeln, so Gari Pavkovic, der Leiter der Abteilung Integrationspolitik im Rathaus. Beide betonen, dass die Ausstellung keine Festlegung auf einen Standort bedeute.
Abhängigkeit zu Benko
Mit der Steinstraße 4 hat Nopper sich bei Benko diverse Abhängigkeiten eingekauft. Ein Vertrag wird vorbereitet, auch wenn die Nutzung noch nicht festliegt. Gebaut werden könnte nur gleichzeitig mit Benkos Neubau für die Bundesbank-Verwaltung, für den das Kaufhof-Haus abgerissen wird. Die bisherige Garagenzufahrt für die UG-Stellplätze müsste erhalten werden, zudem soll die Anlieferung für die Bank über den Neubau laufen. Aus diversen Festlegungen „resultiert eine zwingende Zusammengehörigkeit der UG mit den OG (Lage Technikzentralen, Vertikalschächte, etc.) sowohl in der Planung als auch im Bau“, heißt es im Beschluss des Gemeinderates zur Kaufabsicht.