Der Architektenwettbewerb für das neue Studentenwohnheim ist entschieden, den ersten Preis erhält die Reichel Schlaier Architekten GmbH aus Stuttgart. Eröffnung soll im Wintersemester 2020/21 sein.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Ein brachliegendes Grundstück, für das es keine adäquate Nutzung gibt: So bezeichnete Andreas Hölting, der Leiter des Amtes für Vermögen und Bau in Ludwigsburg, das Areal Ecke Königsallee und Friedrichstraße. Dort will das Studierendenwerk Stuttgart – es soll das Landesgrundstück in Erbaupacht erhalten – Wohnraum schaffen. Läuft alles nach Plan, könnten in rund zweieinhalb Jahren die ersten Studenten einziehen.

 

Wenn es nach der Jury geht, die jetzt die Wohnheim-Ideen von 13 Architekturbüros bewertet hat, wird das neue Bauwerk die Handschrift der Reichel Schlaier Architekten GmbH tragen. Oder genauer: die neuen Bauwerke. Denn die Stuttgarter Planer setzen zwei winkelförmige Gebäude in die Freiräume zwischen Familienkasse und Hochhaus. In diesem wohnen bereits Studenten von der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Es soll nach Vollendung des Neubaus saniert werden und statt 60 dann 70 Studenten Platz bieten.

Der Entwurf von Reichel Schlaier Architekten sieht ein fünfgeschossiges, zur Straße hin liegendes Gebäude und ein viergeschossiges Hofgebäude vor. Sie gruppieren sich um eine begrünte Mitte, die auch als Treffpunkt dient – ebenso wie abgestufte Freibereiche. Geplant sind auch eine Tiefgarage mit 53 Plätzen und ein Abstellraum für 88 Räder.

Kein einfaches Grundstück

„Es ist kein einfaches Grundstück“, charakterisierte der Baubürgermeister Michael Ilk das Areal: „Es liegt an einer Hauptverkehrsstraße, hat zwei Meter Höhenversatz, und die Einbettung in die Randbebauung ist diffizil.“ Gleichzeitig sei es an einem städtebaulich wichtigen Eingangstor in die Stadt gelegen. „Für uns ist es außerordentlich wichtig, dass angesichts des ungebremsten Drucks am Wohnmarkt für die Studenten Entlastung geschaffen wird“, sagte Ilk.

Nach den Angaben von Tobias Burchard, dem Geschäftsführer des Studierendenwerks Stuttgart, studieren in Ludwigsburg knapp 10 500 junge Menschen. Die Wartelisten für Unterkünfte sind lang. Das Studierendenwerk bietet aktuell 866 Wohnheimplätze zu Warmmieten zwischen 238 und 360 Euro in der Stadt.

Wolfgang Riehle, der Vorsitzende des Preisgerichts, erklärte, die Vorgabe von „bis zu 230 Wohnheimplätzen“ sei ein sehr hoch gegriffener Level gewesen. „Zwischendurch machte sich im Preisgericht eine depressive Grundstimmung breit. Wir haben uns gefragt, ob die Ausschreibung dem Grundstück doch zu viel abverlangt und ob man es nicht mit der Wirtschaftlichkeit übertrieben hat.“ Einige Büros seien mit der Aufgabe nicht zurecht gekommen. Sechs von 13 Entwürfen seien nach der ersten Begehung ausgeschieden. „Die hielten wir nicht für heilbar“, kommentierte Riehle. Die Jury wollte im Endeffekt auch nur drei Entwürfe mit einem Preisgeld küren. Der zweite Preis ging an Tusker Ströhle Freie Architekten aus Stuttgart, den dritten Preis erhielt Bogevischs Buero Architekten & Stadtplaner aus München.

Ausgang offen

Simone Gartmann-Bauer, Projektleiterin beim Studierendenwerk, hofft auf einen Baubeginn im kommenden Frühjahr. Bis dahin müssen der Bebauungsplan geändert und die Erbbaurechtsverträge festgezurrt werden. Dass der Entwurf der Erstplatzierten umgesetzt wird, ist indes noch nicht ausgemacht. Die Vergabeordnung sieht vor, dass nun mit den Preisträgern über die weitere Planung verhandelt wird. „Die Reihenfolge kann sich dadurch noch einmal ändern. Wir würden uns aber klar wünschen, dass das Votum der Jury in die Realisierung geht“, unterstrich Wolfgang Riehle.

Das hofft auch der Architekt Peter Schlaier. „Das wäre unser erstes Studentenwohnheim – eine schöne und städtebaulich interessante Aufgabe“, sagte er. Die Planungen riefen bei der Präsentation indes nicht nur Begeisterung hervor. Das benachbarte Seminar für Didaktik und Lehrerbildung fürchtet um seine Freiflächen. Auch die Parksituation rund um die Familienkasse dürfte sich verschärfen.