Laut einer Studie erhielten insgesamt 1,8 Millionen Arbeitnehmer 2017 nicht die ihnen zustehende Mindestvergütung. Besonders oft umgangen wurde der Mindestlohn unter anderem im Gastgewerbe und im Einzelhandel.

Berlin/ Essen - Viele Unternehmen enthalten offenbar ihren Beschäftigten den gesetzlichen Mindestlohn vor. Insgesamt 1,8 Millionen Arbeitnehmer erhielten im Jahr 2017 nicht die ihnen zustehende Mindestvergütung, wie aus einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Besonders oft umgangen wurde demnach der Mindestlohn im Gastgewerbe, im Einzelhandel, bei persönlichen Dienstleistungen sowie in der Leih- und Zeitarbeit. Über die Studie hatten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Mittwoch) zuerst berichtet.

 

Zu wenig Lohn erhielten laut Studie besonders häufig Frauen, ausländische Beschäftigte, junge Arbeitnehmer bis 24 Jahre, Beschäftigte in Ostdeutschland sowie in Klein- und Kleinstbetrieben. Die Berechnungen basieren auf Zahlen des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) von 2017.

Seit 2015 gilt gesetzlicher Mindestlohn

In Deutschland gilt seit 2015 ein gesetzlicher Mindestlohn, der zunächst bei 8,50 Euro pro Stunde lag. 2017 wurde er auf 8,84 Euro angehoben, im Januar 2019 auf 9,19 Euro pro Stunde.

Um die Einhaltung des Mindestbezahlung besser durchzusetzen, fordern die Wirtschaftsforscher schärfere Kontrollen und Anreize für die Arbeitgeber. „Der Handlungsbedarf ist enorm, denn flächendeckende und intensive Kontrollen des Zolls, der die Einhaltung des Mindestlohns kontrollieren soll, gibt es mangels Personal bisher praktisch nicht“, erklärte Studienautor Carsten Schröder.

Mitautorin Alexandra Fedorets schlägt zudem eine „Fair Pay“-Plakette als Zertifikat für Unternehmen vor, die die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten nachvollziehbar dokumentieren. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten dann mit ihrem Geldbeutel etwas bewegen, da sie sich bewusst dafür entscheiden können, zum Beispiel in Restaurants mit der ‚Fair Pay’-Plakette zu essen.“