Stuttgart ist Deutschlands Stau-Metropole Nummer eins: Autofahrten dauern dort tagsüber im Schnitt ein Drittel länger als in der Nacht, wenn die Straßen frei sind, ergibt eine Studie. OB Kuhn fordert: "Weniger Autos im Kessel".

München - Stuttgart belegt von der Einwohnerzahl her zwar lediglich den sechsten Rang im deutschen Vergleich, in einer - zugegebenermaßen nicht gerade positiven - Kategorie ist die Schwabenmetropole allerdings führend - Stuttgart ist Deutschlands Stauhauptstadt Nummer eins: Autofahrten dauern in der baden-württembergischen Landeshauptstadt tagsüber im Schnitt ein Drittel länger (33 Prozent) als in der Nacht, wenn die Straßen frei sind. Das hat der Navigationsgerätehersteller TomTom ermittelt. Im gesamteuropäischen Vergleich belegt Stuttgart den sechsten Platz hinter Metropolen wie Moskau, Istanbul oder Warschau.

 

Das ausgewertete Straßennetz in und um Stuttgart umfasst eine Strecke von 759 Straßenkilometern, darunter 151 Autobahnkilometer und 608 Kilometer auf anderen Straßen wie Land-, Bundes- und Staatsstraßen, sowie innerstädtische Straßen. Besonders Dienstagmorgens und Donnerstagabends müssen Autofahrer in der Schwabenmetropole Geduld beweisen. Verzögerungen von bis zu 78 Prozent sind hier keine Seltenheit. Einigermaßen entspannt sind hingegen Montag- und Freitagabend. Dennoch ist hier während der Hauptverkehrszeit mit Verzögerungen von bis zu 52 Prozent zu rechnen.

Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung in Stuttgart verlieren Pendler mit einem einfachen Arbeitsweg von 30 Minuten auf ein Jahr gerechnet 89 Stunden durch Staus und Verkehrsbehinderungen. Dies entspricht mehr als zwei kompletten Arbeitswochen. Im Vergleich zu 2011 stieg die Verkehrsbelastung leicht an.

OB Kuhn: "Weniger Autos im Kessel"

Zu dem traurigen ersten Platz hat Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn eine eindeutige Meinung: „Da gibt es nur eins: weniger Autos im Kessel. Ich habe das klare Ziel, den Anteil der Autos im Kessel um 20 Prozent zu senken, was aber nicht von heute auf morgen geht." In der Stadtverwaltung werde dazu gerade an einem Konzept gearbeitet, wie dieses Ziel erreicht werden kann.

Lösungsansätze für das Verkehrsproblem seien Kuhn zufolge beispielsweise der Ausbau von Carsharing-Angeboten. Außerdem soll das Netz der Radwege erweitert oder das Parkraummanagement vom Westen auf andere Stadtteile ausgeweitet werden. "Zudem werden wir einen Runden Tisch der größten Arbeitgeber in der City einberufen, um zu erfahren, wie deren Mitarbeiter zum Betrieb kommen und wie man sie noch mehr für den ÖPNV begeistern kann", erklärt der OB.

Darüber hinaus werde geprüft, wie die Verkehrssteuerung zu optimieren ist, um den Verkehr flüssiger zu machen, "denn so kann man den Schadstoffausstoß verringern", sagt Kuhn. Auch die Stuttgart Service Card könnte ab 2015 helfen, Staus zu reduzieren. Mit dieser Sevice Card soll es den Stuttgartern einfacher gemacht werden, sich für das umweltfreundlichste Verkehrsmittel zu entscheiden.

Auf den Plätzen folgen Hamburg, Berlin, Köln und München

Hinter Stuttgart folgt Hamburg auf dem zweiten Platz. Auch in der Hansestadt müssen sich die Autofahrer auf Schleichfahrt einstellen: Tag für Tag verlängern Behinderungen in Hamburg die Fahrzeit durchschnittlich um 32 Prozent. Zu den Top Fünf der deutschen Stau-Metropolen zählen außerdem Berlin (28 Prozent), Köln (26) und München (24).

Die Stauanalyse basiert auf Verkehrsdaten, die TomTom 2012 im Einverständnis mit mehreren Millionen Navi-Nutzern in etwa 160 Städten auf vier Kontinenten erhoben hat. In Deutschland berücksichtigte TomTom den Unternehmensangaben nach die zehn größten und bedeutendsten Städte.

Die Metropole mit der höchsten Verkehrsbelastung weltweit ist Moskau. Dort müssen Autofahrer zu den Verkehrszeiten im Schnitt zwei Drittel (66 Prozent) mehr Fahrzeit einplanen als nachts ohne Behinderungen. Morgens in der Rushhour brauchen sie in der russischen Hauptstadt gar doppelt so viel Zeit (106 Prozent). Auf den Plätzen befinden sich Istanbul (55 Prozent), Warschau (42 Prozent), Marseille (40 Prozent) und Palermo (39 Prozent).