Die IHK mahnt die Kommunen im Kreis, sich um attraktive Innenstädte zu bemühen. Gemeint ist eher die Attraktivität für die Kunden als die für die Händler.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Der Anlass des Weckrufs ist schlicht: Die Industrie- und Handelskammer, kurz IHK, hat in der gesamten Region abgefragt, welche Mieten Einzelhändler zahlen. Selbstredend führt Stuttgart mit Spitzenpreisen von mehr als 200 Euro pro Quadratmeter die Tabelle an. Dahinter werden in den Städten der Region in Ludwigsburg und Esslingen Höchstmieten verlangt: 44,50 und 38,60 Euro im Durchschnitt für Läden in bester Lage. Was grob halb so viel ist wie im Zentrum der Landeshauptstadt.

 

Von den Städten im Landkreis Böblingen ist mit 23,60 Euro Leonberg das teuerste Pflaster, dahinter folgt Böblingen mit einem Quadratmeterpreis von 18,70 Euro. Sindelfingen liegt mit 14,60 Euro bereits nahe des ländlichen Niveaus, und Herrenberg ist mit 12,60 Euro sogar das Schlusslicht der regionalen Rangfolge. All dies mit „stabiler oder leicht rückläufiger Tendenz“, wie Marion Oker bezogen auf den gesamten Landkreis sagt. Oker ist Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Böblingen.

Die Kammer deutet auch den Umkehreffekt niedriger Mieten

Niedrige oder gar sinkende Mieten klingen zunächst nach einer erfreulichen Botschaft für den Einzelhandel. Die Kammer deutet aber auch den Umkehreffekt: Sie sind ein Zeichen für die Beliebtheit, mithin auch für den zu erwartenden Umsatz an einem Standort. Um den steht es gemäß IHK-Erkenntnis nicht zum Besten. „Der stationäre Einzelhandel hat in den gewachsenen Lagen einen immer schwereren Stand“, sagt Oker. Gemeint sind damit vor allem Einzelhändler, die nicht im Auftrag einer Kette verkaufen, sondern in ihrem eigenen Laden. Sie ziehen sich zunehmend aus den Zentren zurück und siedeln sich in Randlagen an.

Was die IHK veranlasst, eine Mahnung in die Rathäuser zu schicken. Die Kommunen im Kreis mögen sich mehr darum bemühen, dass ihre Innenstädte attraktiv bleiben. Gemeint ist damit weniger die Attraktivität für den Handel, mehr die für die Kundschaft. Dazu zählt die Kammerchefin öffentlichen Service, Kultur und andere Freizeitangebote, aber auch die Sauberkeit in den Einkaufsstraßen. Auch auf eins der Hauptprobleme der klassischen Einzelhändler haben Gemeinderäte direkten Einfluss: den Bau von Einkaufszentren außerhalb der Zentren oder gar gleich auf der sogenannten grünen Wiese.