Baden-Württemberg hinkt bei frühkindlicher Bildung hinterher. Das macht es aber durch Mathestudierende wieder wett.

Stuttgart - Wenn es nach Erziehungsexperten geht, kann es mit der Bildung für Kinder gar nicht früh genug beginnen. Je früher Eltern ihre Kinder in Kitas geben, desto wahrscheinlicher ist deren späterer Erfolg im Beruf, so die vielfach bestätigte These. Im Südwesten nimmt dieser Gedanke langsam Formen an. Fast jedes dritte Kind unter drei Jahren (32 Prozent) besuchte 2016 in Baden-Württemberg eine Tageseinrichtung.

 

Zwar ist die Quote in den vergangenen zehn Jahren um über die Hälfte gestiegen, liegt aber nach wie vor unter dem Bundesdurchschnitt von 37 Prozent. Das zeigen Untersuchungen der Bundesländer, die am Mittwoch im Zuge der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2018“ veröffentlicht wurden. „Baden-Württemberg steht im Bereich der frühkindlichen Bildung insgesamt gut da“, heißt es aus dem Kultusministerium in Stuttgart.

„Die Bereitschaft der Eltern, die Kinder früh in Einrichtungen zu geben, wächst“, bestätigt auch die stellvertretende Geschäftsführerin des Landesverbands der katholischen Kindertagesstätten, Ursula Vaas-Hochradl. Warum viele Eltern Kinder in den ersten Jahren zu Hause lassen, ist für sie auch eine Frage der Finanzen. Eine zehnstündige Betreuung der Kleinsten koste nicht selten über 500 Euro, sagt Vaas-Hochradl. „Menschen mit einem 400-Euro Job können sich das nicht leisten.“

OECD bemängelt Chancenabhängigkeit von Bildung der Eltern

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bemängelt, dass in Deutschland deutlich mehr Mütter mit Fach- oder Hochschulabschluss ihre Kinder in die Kita schicken als Mütter ohne höheren Bildungsabschluss.

Eine direkte Folge für die Beschäftigung haben die Zahlen bislang nicht. Der Bildungsbericht der Länder verdeutlicht, dass gerade in Baden-Württemberg auch Menschen mit geringer Bildung Arbeit fanden, die Arbeitslosigkeit sich bei Arbeitnehmern ohne eine Ausbildung bei 6 Prozent und nahe der Vollbeschäftigung befand. Das ist der geringste Wert aller Länder. Im Bundesdurchschnitt waren hierzulande 9,2 Prozent der Menschen ohne Ausbildung arbeitslos. Über die Art der Anstellung und Bezahlung gibt der Bericht keine Hinweise.

Südwesten Spitzenreiter bei Mint-Fächern

Wie lange üblich, haben Arbeiter mit einer Ausbildung und Akademiker auf dem Arbeitsmarkt jedoch die besseren Chancen. Hier waren lediglich 2,3, beziehungsweise 1,9 Prozent der Arbeitnehmer ohne Arbeit. Vor allem bei den Ausbildungsjobs ist das der geringste Wert aller Bundesländer (Durchschnitt: 3,3). Bei den Akademikern liegt die Bundesquote bei 2 Prozent.

Wie von der OECD vermutet, hat die hohe Beschäftigung auch mit der Wahl der Ausbildungsstelle und der Studienrichtung zu tun. Insbesondre spielten die Mint-Fächer aus den Bereichen der Mathematik, Ingenieurwissenschaften oder Informatik eine wichtige Rolle. Hier ist Baden-Württemberg Spitzenreiter. Fast 44 Prozent aller Studienanfänger schrieben sich in den Mint-Fächern ein, 4 Prozent häufiger als im Bundesdurchschnitt. Die technischen Studiengänge waren dabei fest in Männerhand. Nur jede vierte Frau wählte einen Mint-Fach; bei Männern sind es drei von fünf.