Stuttgart im Nestpick Startup-Ranking: Eine Studie zur Attraktivität für Startup-Mitarbeiter gibt der Stadt vor allem beim Thema Lebensqualität gute Noten.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Startup-Umfragen gibt es inzwischen fast so viele wie Startups selbst. Nestpick, ein Anbieter aus dem Stall der Berliner Gründer-Schmiede Rocket Internet, dessen Geschäftsmodell es ist, modernen Nomaden in großen Städten möblierte Wohnungen zu vermitteln, hat nun seine Variante produziert. Es geht diesmal um die Perspektive der Startup-Mitarbeiter, nicht um eine Bewertung der Standorte insgesamt. Wie bei solchen Studien üblich, ist das Selbstmarketing für den Auftraggeber, der im vergangenen Jahr keine so guten Schlagzeilen machte, natürlich im Blick.

 

Immerhin: Die Liste ist recht anspruchsvoll konzipiert und kombiniert gewichtete Punktzahlen aus der Note für das Startup-Ökosystem insgesamt, Gehalt, Sozialleistungen, Lebenshaltungskosten und Lebensqualität. Wie viele Steuern zahlt man? Wie viel Urlaubstage gibt es? Wie ist das Gesundheitssystem? Man macht immerhin im Detail transparent, wie man bei der Bewertung vorgegangen ist.

Insgesamt scheint das Bild realistisch: Die üblichen Verdächtigen sind vorne. Stark sind etwa die skandinavischen Länder (Helsinki, Stockholm, Kopenhagen), die nordamerikanischen Hubs (San Francisco, Toronto, Austin, Seattle) sowie Israel (Tel Aviv). Der Gesamtsieger stammt mit Singapur aus Asien.

Stuttgart im Nestpick Startup-Ranking hinter München

Doch wer der Studie glaubt, der muss Deutschland als einen der kommenden Trendsetter ansehen. Mit fünf Städten unter den ersten zwanzig schlägt man angeblich alle anderen Länder. Wenn ein deutsches Startup eine solche Studie verfasst, dürfte man dort aber auch damit kalkulieren, dank positiver Aussagen in den jeweiligen Städten besonders freudig zitiert zu werden. Die Überschrift langt dementsprechend zu: „Studie deckt auf: Stuttgart unter den 20 besten Städten der Welt, um in einem Startup zu arbeiten.“

Stuttgart liegt auf dem 16. Platz – direkt hinter München und vor Paris. Weitere deutsche Mitglieder in den Top 20 sind natürlich am weitesten vorne Berlin (4.) sowie Hamburg (9.) und Frankfurt (18.). Hier dürfte das Konzept der Studie mitspielen, welche die Lebensqualität für die Mitarbeiter bewertet, nicht allein die Konkurrenzfähigkeit oder wirtschaftliche Stärke des Startup-Ökosystems. Stuttgart hat bei der Punktebewertung für sein Startup-Ökosystem (3.55) mit Ausnahme von Zürich den schlechtesten Wert unter den Top 20. Im Ranking holt man aber auf – dank der gut bewerteten Abschnitte Urlaubstage, Gesundheitssystem, Sicherheit und angeblich auch bei der Gleichberechtigung von Männern und Frauen.

Warum fällt Karlsruhe ab?

Gewisse Zweifel an den Ergebnissen kommen allerdings auf, wenn man Stuttgarts Nachbarstadt Karlsruhe erst auf Platz 41 wiederfindet. Ein solch deutlicher Rangunterschied erscheint fragwürdig. Abgestuft werden die Badener bei der Einschätzung des Startup-Ökosystems (2.74). Weitere Punkte im Vergleich zu Stuttgart verliert die Stadt auch beim Thema Sicherheit und bei den Gehältern. Immerhin schafft es die badische Metropole damit noch einen Rang vor New York – das etwa bei den Themen Urlaubstage und Lebenshaltungskosten schwächelt. Unterm Strich bleibt wenigstens das Fazit, dass es Deutschland und auch Stuttgart auf die Startup-Weltkarte geschafft haben und dabei relativ positiv wahrgenommen werden. Was ja immerhin ein Fortschritt ist.

Die ausführlichen Ergebnisse der Studie gibt es hier.

Die Top 20 im Nestpick Startup-Ranking:

1. Singapur, Singapur

2. Helsinki, Finnland

3. San Francisco, USA

4. Berlin, Deutschland

5. Stockholm, Schweden

6. Tel Aviv, Israel

7. Zürich, Schweiz

8. Seoul, Südkorea

9. Hamburg, Deutschland

10. Toronto, Kanada

11. Kopenhagen, Dänemark

12. Melbourne, Australien

13. Austin, USA

14. Amsterdam, Niederlande

15. München, Deutschland

16. Stuttgart, Deutschland

17. Paris, Frankreich

18. Frankfurt, Deutschland

19. Edinburgh, Großbritannien

20. Sydney, Australien