Pjöngjang wehrt sich mit harschen Worten gegen den Vorwurf, Funktionäre behandelten Frauen wie Freiwild. Die Menschenrechtsorganisation HRW hatte abstoßende Beispiele von sexuellem Missbrauch öffentlich gemacht.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Auf 86 Seiten hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) dieser Tage Material zusammengetragen, das belegen soll, dass nordkoreanische Regierungsmitarbeiter bei sexuellen Übergriffen auf Frauen keine Sanktionen fürchten müssen. Am Montag nun hat die Regierung in Pjöngjang darauf reagiert. „Absurd“ sei der Bericht, und „Teil einer politischen Intrige“.

 

Viele Nordkoreanerinnen hatten Human Rights Watch gegenüber erklärt, dass Frauen keine andere Wahl hätten als Forderungen zu erfüllen, wenn ein hochrangiger Funktionär eine Frau auserwählt habe. Dabei gehe es um Sex, Geld oder andere Gefälligkeiten. Die befragten Frauen sagten, dass es sich bei den Verantwortlichen für sexuelle Straftaten unter anderem um hochrangige Parteifunktionäre, Gefängniswärter, Mitarbeiter der regulären Polizei oder der Geheimpolizei, Staatsanwälte und Soldaten handle.

Frauen ernähren die Familie

In Nordkorea arbeiten zahlreiche verheiratete Frauen als Händlerinnen und sind so Haupternährer ihrer Familien. Ihre Arbeit setzte sie jedoch dem Risiko sexueller Gewalt in einem Land aus, in dem geschlechtsspezifische Diskriminierung und die Unterdrückung von Frauen weit verbreitet sind, heißt es in dem Bericht. Eine ehemalige Händlerin, die das Land 2014 verließ, schildert die Situation: „An den Tagen, an denen sie sich danach fühlten, konnten Marktwächter oder Polizisten mich bitten, ihnen in einen leeren Raum außerhalb des Marktgeländes oder an einen anderen Ort zu folgen, den sie sich ausgesucht hatten“. Dort sei sie mehrfach sexuell missbraucht worden.

Regierungsmitarbeiter aus dem Land geflohen

Human Rights Watch führte Interviews mit 54 Nordkoreanerinnen und Nordkoreanern, die das Land nach 2011 verlassen hatten, dem Jahr, als der derzeitige Führer Kim Jong Un an die Macht kam. Zusätzlich wurden acht ehemalige Regierungsmitarbeiter befragt, die aus dem Land flohen.

Die nordkoreanische Regierung solle das Problem der sexuellen Gewalt anerkennen, fordern die Menschenrechtler. Danach sieht es nicht aus. Der nordkoreanische Menschenrechtsverband bezeichnete in seiner Stellungnahme die Interviewten als „menschlichen Abschaum“ dessen Ziel es sei, „Frieden und Wohlstand“ auf der koreanischen Halbinsel zu gefährden.