Nur noch 57 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland haben Interesse an aktuellen Nachrichten. Das geht aus einer weltweit durchgeführten Studie hervor. Junge Menschen zeigen am häufigsten Desinteresse.

Das Interesse an Nachrichten ist in Deutschland laut einer Studie deutlich gesunken. Nur noch 57 Prozent der erwachsenen Internetnutzenden interessieren sich für Informationen über das aktuelle Geschehen, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Reuters Institute Digital News Report 2022“ hervorgeht. Das seien 10 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Die Hauptgründe für den Rückgang seien Themenmüdigkeit, das Hervorrufen schlechter Laune und Erschöpfung aufgrund der Vielzahl an Informationen.

 

Am deutlichsten ist der Studie zufolge der Rückgang in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, in der sich nur noch 31 Prozent für Nachrichten interessieren, was einem Minus von 19 Prozentpunkten entspricht. Insbesondere junge Menschen empfänden Nachrichten für sie persönlich nicht als wichtig oder nützlich. Sie haben demnach den Eindruck, mit den Informationen nichts anfangen zu können, und finden es oft schwer, sie zu verstehen.

Zwei von drei Befragten gehen Nachrichten aus dem Weg

Gleichzeitig sei der Anteil derjenigen gestiegen, die zumindest gelegentlich versuchen, den Nachrichten aus dem Weg zu gehen, auf 65 Prozent. Viele Menschen würden jedoch weiterhin erreicht: 92 Prozent der Befragten lesen, hören oder schauen trotz allem mehrmals pro Woche Nachrichten.

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Die Analyse zeigt zudem: Um sich über aktuelle Ereignisse zu informieren, verwendeten die erwachsenen Onliner in Deutschland am häufigsten das Internet. Mit 68 Prozent wöchentlicher Reichweite habe es sich vor das Fernsehen mit 65 Prozent geschoben. Im Vorjahr lagen beide Bereiche mit jeweils 69 Prozent noch gleichauf.

93.000 Menschen in 46 Ländern wurden befragt

Nachdem sich im Corona-Jahr 2021 in mehreren der an der Studie beteiligten Länder ein Anstieg des Vertrauens in Nachrichten beobachten ließ, hat sich dieser zuletzt teilweise wieder abgenutzt. In Deutschland sei zu Beginn des Jahres die Hälfte der erwachsenen Internetnutzenden der Ansicht gewesen, man könne dem Großteil der Nachrichten in der Regel vertrauen. Das seien etwas weniger als im Vorjahr, jedoch etwas mehr als vor der Pandemie. Im internationalen Vergleich gehöre Deutschland zu dem Drittel der Länder mit dem höchsten Vertrauen in Nachrichten.

Die Studie basiert den Angaben zufolge auf 93.432 Befragten aus 46 Ländern auf sechs Kontinenten. Die Befragung wurde im Januar/Februar 2022 noch vor dem Ukraine-Krieg durchgeführt. Die deutsche Teilstudie mit rund 2.000 repräsentativ ausgewählten Befragten wurde vom Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg verantwortet.