Der Einsatz der 25-Meter-Fahrzeuge könnte zwei Millionen Lkw-Fahrten pro Jahr sparen. Die Emissionen des Güterverkehrs werden nur um 0,2 Prozent verringert.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Der Einsatz der umstrittenen 25-Meter-Laster, die seit Jahresbeginn im Regelbetrieb auf ausgewählten Straßen fahren, wird die schädlichen Treibhausgase aus dem Güterverkehr kaum reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine lange erwartete gemeinsame Studie des Autokonzerns Daimler und der Landesregierung Baden-Württemberg, die jetzt von der Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz in Karlsruhe veröffentlicht wurde. Demnach können die XXL-Lkw nur wenig zur Lösung der Klima- und Verkehrsprobleme beitragen. Hauptgrund seien die bisher begrenzten Einsatzmöglichkeiten, analysieren die beauftragten Gutachter der Prognos AG und der Thinkstep AG. Das zulässige Gewicht der sechs Meter längeren Laster ist bisher wie bei Standard-Lkw auf höchstens 40 Tonnen beschränkt, im kombinierten Verkehr mit der Bahn sind 44 Tonnen erlaubt.

 

Die Riesenlaster bringen der Wirtschaft daher nur bei leichten und voluminösen Gütern wirkliche Transport- und Kostenvorteile. Laut der 164-seitigen Studie könnten im Jahr 2030 gut zwei Millionen Lkw-Fahrten, 40 Millionen Liter Diesel und 113 000 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden. Das klingt zwar gewaltig. Die Studie betont aber, das seien nur 0,22 Prozent der erwarteten Gesamtemissionen des Güterverkehrs.

Die Studienmacher glauben nicht an eine starke Konkurrenz zur Bahn

Der Lang-Lkw werde „ein Nischenprodukt bleiben“, schreiben die Experten. In geeigneten Märkten würden Verkehr und Emissionen zwar reduziert, weil zwei Lang-Lkw-Fahrten drei konventionelle Transporte ersetzen können. Bezogen auf den gesamten Güterverkehr auf der Straße seien aber „keine wesentlichen Entlastungen“ zu erwarten. Da der wirtschaftliche Einsatz der XXL-Laster auf spezielle Nischengüter beschränkt sei, rechnen Prognos und Thinkstep auch nicht damit, dass die Lang-Lkw der Bahn schaden. Der Studie zufolge wurde „kein wesentlicher Effekt“ festgestellt. Die Autoren erwarten nicht, dass Transporte in nennenswertem Umfang von der Schiene auf die Straße verlagert werden könnten.

Das Gutachten gilt als politisch brisant, da Grüne, SPD und Linke jahrelang auf Bundes- und Landesebene heftig gegen die Zulassung der gut sechs Meter längeren Laster gekämpft haben. CDU und CSU erlaubten dagegen auf Wunsch der Lkw-Lobby einen fünfjährigen „Feldversuch“ ab 2012, dem sich zunächst viele Bundesländer verweigerten. Umweltverbände haben gegen den Regelbetrieb geklagt, den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) voriges Jahr genehmigte.

Auch in Baden-Württemberg fahren seit einiger Zeit Lang-Lkw auf festgelegten Straßenabschnitten, obwohl die grün-rote Landesregierung sogar im Koalitionsvertrag festgelegt hatte, nicht am bundesweiten Test teilzunehmen. Besonders Daimler hatte Druck gemacht und Strecken zu seinen Werken beantragt, die Regierung gab schließlich nach und einige Abschnitte frei. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) verlangte jedoch die Umweltstudie, mit der untersucht werden soll, ob die Riesenlaster im Vergleich zu herkömmlichen Lkw tatsächlich 25 Prozent Treibstoffe und Emissionen einsparen wie vom Konzern behauptet.

Daimler bewertet das Ergebnis der Studie positiv

Für Daimler kommt die Studie zum Ergebnis, dass Lang-Lkw „eine positive Klimabilanz“ haben. Daimler hat die knapp 200 000 Euro teure Studie zur Hälfte bezahlt, wie die Landesregierung unserer Redaktion bestätigte. Kritik an fehlender Neutralität der Studie weisen das Ministerium und der Konzern jedoch unisono zurück. Die Allianz pro Schiene, zu der zwei Dutzend Verkehrs- und Umweltorganisationen gehören, bezweifelt die Objektivität der Studie und lehnte die Teilnahme am Beirat ab.