Forscher haben untersucht, wie resistent heimische Bäume gegen Spätfrost sind. Das wird immer wichtiger, weil uns der Klimawandel immer wärmere Frühjahre beschwert.

Zwar hat mit dem 1. März der meteorologische Frühling begonnen – Schnee, Frost und Temperaturen unter Null Grad sind aber auch bis Mitte Mai nichts Ungewöhnliches. Nicht ohne Grund setzen erfahrene Gärtnerinnen und Gärtner ihre Pflanzen erst nach den Eisheiligen ins Freiland. Gleichzeitig bilden mehrjährige Pflanzen wie Bäume – bedingt durch den Klimawandel – bereits vor Frühlingsbeginn ihre ersten Knospen, die allerdings anfällig für Spätfröste sind. Wie stark Bäume dadurch geschädigt werden können, war bisher nicht klar.

 

Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft aus der Schweiz haben herausgefunden, dass Bäume, die durch hohe Temperaturen früher austreiben, trotz erhöhtem Frostrisiko, kräftiger wachsen und mehr Biomasse bilden. Allerdings haben diese Bäume stärker mit Blattläusen zu kämpfen. Dagegen werden Bäume, die später als üblich austreiben, nach Erkenntnissen der Forscher durch Frost vermehrt in ihrem Wachstum gebremst.

Bäume in der Kältekammer

Das Forscherteam hatte für sein Experiment Vogelkirsche, Stieleiche, Hain- und Rotbuche untersucht. Die heimischen Laubbäume wurden zu unterschiedlichen Zeiten in eine Wärmekammer gestellt, um eine verfrühte Wärmeperiode zu simulieren. Anschließend wurden die Jungpflanzen in einer Kühlkammer Frost ausgesetzt. Die Kontrollgruppen wuchsen unter natürlichen Bedingungen.

Erstaunlich sei für das Forscherteam gewesen, wie gut sich Vogelkirsche und Stieleiche vom Frost erholten. Die dem Frost ausgesetzten Bäume seien zwar langsamer gewachsen, jedoch könnten Vogelkirschen nach dem Frost von ganz unten einen neuen Trieb bilden. Eichen verfügten über viele Knospenreserven.

Hain- und Rotbuchen seien hingegen stärker vom Frost beeinträchtigt. Dies zeige sich bei der Rotbuche durch kleinere Blätter und eine schütterere Krone. Etwa ein Drittel der Hainbuchen überlebten den Frost im Experiment der Forscher nicht.

Wichtige Erkenntnisse für Klimaschutz

Dass Eiche und Vogelkirsche trotz Frostrisiko früher im Jahr austreiben können, sei eine wichtige Erkenntnis in Sachen Klimawandel, so die Forscher. Steigende Temperaturen führen dazu, dass Laubbäume früher Knospen bilden, das Risiko für Extremwetterereignisse wie Spätfröste bleibe aber mindestens gleich hoch. Frosttolerante Arten würden sich in Zukunft besser durchsetzen, was die Wälder langfristig verändere. Es sei möglich, dass sich neue Artengemeinschaften etablieren, die besser an die Fröste angepasst sind.

Spätfrost auch für Obstbäume ein Problem

Spätfröste können auch Nutzpflanzen beschädigen. „Wenn Obstbäume schon blühen und die Temperaturen unter Null Grad fallen, gehen die Blüten kaputt und die Ernte fällt aus oder wird stark verringert“, erklärt Robert Gliniars, wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Hohenheimer Gärten. Gerade für Obstbauern sei das verheerend. Die Bäume an sich würden Spätfröste aber im Normalfall überleben. „Im schlimmsten Fall sterben kleinere Triebe und brechen dann von selbst ab. Der Baum reinigt sich also quasi von selbst“, sagt Gliniars.

Von Spätfrost geschädigte Bäume lassen häufig ihre Blätter hängen. Diese werden dann glasig und verfärben sich braun, bevor sie abfallen. Auch die Blüten werden durch Spätfröste braun und erschlaffen. Die abgestorbenen Teile des Baumes könne man dann abschneiden, erklärt Robert Gliniars. Notwendig sei dies aber nicht.

Richtig Vorbeugen

Wenn im Frühling Frost auf eine Wärmeperiode folgt, kann der richtige Schutz die Pflanzen vor dem Absterben bewahren. Bei kleineren Pflanzen hilft beispielsweise ein Frostschutzvlies. Bei großen Obstbäumen ist das Abdecken jedoch nicht möglich.

Obst- und Weinbauern schützen daher ihre Pflanzen durch die sogenannte Frostschutzberegnung. „Sie benebeln ihre Bäume mit Wasser, das gefriert und die Blüten umhüllt. Das bietet einen Wärmeschutz bis zu minus sechs Grad“, erklärt Gliniars. Durch das Gefrieren des Wassers entsteht Erstarrungswärme, die an die Blüten abgegeben wird. Am besten sei es, die Bäume vorsichtig abends vor der Frostnacht zu benebeln. Diese Technik kann auch im Hobby-Garten angewendet werden.

Viele Bäume seien außerdem sehr gut an Spätfröste angepasst. „Sie besitzen eine Art natürliches Frostschutzmittel aus gelösten Zuckern, das die Zellen vor dem Erfrieren schützt“, erklärt Gliniars. Außerdem würden sich Bäume auch mit dem Alter abhärten.