Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Instagram-Algorithmus bevorzugt freizügige Fotos in den Newsfeed der Nutzer spült. Was steckt dahinter?

Digital Desk: Beate Grünewald (bpu)

Stuttgart - Wer bei Instagram ständig Fotos von Katzen anschaut, bekommt diese auch vermehrt angezeigt. Das eigene Nutzungsverhalten beeinflusst die Beiträge, die angezeigt werden. Soweit so klar – und gewollt. Laut Instagram soll jedem einzelnen Nutzer das ausgespielt werden, was ihn am meisten interessiert.

 

In einer aktuellen Studie kommen die Forscher aber nun zu dem Ergebnis, dass der Instagram-Algorithmus Fotos priorisiert, auf denen nackte Haut gezeigt wird. Bikinifotos oder oberkörperfreie Männerbilder werden den Instagram-Nutzern demnach automatisch bevorzugt ausgespielt. Der Mutterkonzern Facebook widerspricht dieser Darstellung jedoch. Was steckt dahinter?

Freiwillige folgen für die Studie 37 Influencern

Die Studie ist in Zusammenarbeit von Algorithmwatch und dem European Data Journalism Network entstanden. Dabei wurden 26 Instagram-Nutzer gebeten, einer Auswahl von professionellen Instagrammern zu folgen, um nachzuvollziehen, welche der geposteten Beiträge im persönlichen Newsfeed angezeigt werden. Ein installiertes Browser-Add-on öffnete dazu in regelmäßigen Abständen den jeweiligen Instagram-Account und merkte sich die Beiträge im Newsfeed.

Ausgewählt wurden 37 Influencer aus zwölf Ländern, die Instagram nutzen, um zum Beispiel für Markenprodukte zu werben oder Kunden für ihr eigenes Unternehmen zu gewinnen. Die Influencer kommen aus den Bereichen Reisen, Essen, Fitness, Mode oder Kosmetik. Eigentlich sollte sich die Vielfalt der erstellten Beiträge im Newsfeed des Benutzers widerspiegeln. Laut Studie ist das aber nicht der Fall.

Insgesamt wurden 2400 Fotos analysiert

In der Zeit von Februar bis Mai wurden insgesamt 1737 Beiträge mit 2400 Fotos analysiert. Darunter auch Bilder von Frauen in Bikinis beziehungsweise Unterwäsche und von Männern mit nacktem Oberkörper. Algorythmwatch kommt zu dem Ergebnis, dass obwohl nur auf 21 Prozent dieser Bilder nackte Haut zu sehen ist, sie 30 Prozent der angezeigten Fotos im ausgespielten Newsfeed ausmachen.

Auf Nachfrage von Algorithmwatch schickte Facebook folgende Erklärung: „Diese Forschung ist in vielerlei Hinsicht fehlerhaft und zeigt ein Missverständnis der Funktionsweise von Instagram. Wir ordnen Beiträge in Ihrem Feed nach Inhalten und Konten, an denen Sie Interesse gezeigt haben, und nicht nach willkürlichen Faktoren wie dem Vorhandensein von Badebekleidung.“

Mehr Daten für aussagekräftigere Studie notwendig

Die Autoren der Studie halten an ihrer Einschätzung fest, geben aber zu bedenken, dass weitere Forschung notwendig wäre, um den Newsfeed-Algorithmus von Instagram umfassend zu prüfen. Auch geben die Studienautoren zu, dass der Effekt der priorisierten Nacktfotos nicht bei allen Testpersonen zu finden war und persönliche Einstellungen den Einfluss möglicherweise abmildern. Um weiter an dem Thema zu forschen und mehr Daten zu erhalten, bittet Algorithmwatch Instagram-Nutzer das besagte Browser-Add-On zu installieren.