Deutsche Start-ups erhalten immer mehr Kapital. Doch Baden-Württemberg konnte 2018 entgegen dem Trend nicht punkten.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Im Jahr 2018 haben Start-ups in Deutschland eine Rekordsumme an Investitionskapital eingesammelt. Doch während Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen zum bisherigen Spitzenreiter Berlin etwas aufschließen, konnte Baden-Württemberg nicht punkten.

 

Insgesamt knapp 4,6 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr in junge deutsche Unternehmen investiert – sieben Prozent mehr als 2017 - so jedenfalls besagt es das Start-up Barometer 2019 der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Auch die Zahl der Investitionen erreichte mit 615 einen neuen Höchststand, im Vorjahr gab es 507 Transaktionen. EY nimmt öffentlich bekannt gewordene Finanzierungen von unter fünf Millionen Euro bis zu mehreren hundert Millionen Euro in die Liste auf.Berlin bleibt Deutschlands Start-up-Hauptstadt. Hier gab es im vergangenen Jahr 247 Finanzierungsrunden im Volumen von insgesamt 2,64 Milliarden Euro. Die Zahl der Finanzierungen lag damit sechs Prozent höher als 2017. Das Investitionsvolumen sank hingegen um elf Prozent. Der Grund für den Rückgang ist eine geringere Zahl von ganz großen Transaktionen wie etwa im Jahr 2017 für den Essenslieferdienst Delivery-Hero, der damals insgesamt 808 Millionen Euro von Investoren erhielt.

Das Start-up-Kapital brach im Südwesten um zwei Drittel ein

Deutlich mehr Geld als 2017 ging im vergangenen Jahr hingegen an Start-ups aus Bayern, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. In Bayern stieg das Investitionsvolumen um 97 Prozent auf 802 Millionen Euro, in Hamburg um 138 Prozent auf 548 Millionen Euro und in Nordrhein-Westfalen um 154 Prozent auf 243 Millionen Euro. Baden-Württemberg konnte nicht mithalten. Das Transaktionsvolumen ging hier von 207 Millionen auf 71 Millionen sogar deutlich zurück – immerhin ein Minus von zwei Dritteln.

Damit ist der Südwesten von Platz vier im Ländervergleich auf Platz sechs gerutscht. Nur Thüringen hatte mit Minus 84 Prozent von 118 Millionen auf 24 Millionen prozentual einen stärkeren Einbruch zu verkraften. Diese Werte können allerdings durch einzelne Deals stark beeinflusst werden. In Berlin sammelte beispielsweise allein die Gebrauchtwagen-Plattform Auto1 mit 460 Millionen Euro im vergangenen Jahr schon sechseinhalb Mal so viel Kapital ein, wie alle baden-württembergischen Start-ups zusammen.

Wenn man hingegen die Anzahl der Unternehmen nimmt, die 2018 auf Kapitalsuche gingen, hat Baden-Württemberg mit einem Plus von sechs Prozent (von 34 auf 36) immerhin den Bundesdurchschnitt erreicht und konnte seinen fünften Platz in der Länder-Rangfolge von 2017 halten. Zum Vergleich: In Bayern gab es ein Plus um 63 Prozent auf 124 und in Nordrhein-Westfalen um 54 Prozent auf 60.

Insbesondere im Vergleich zum süddeutschen Nachbarbundesland Bayern fällt der Südwesten ab: „Gerade der Start-up-Standort Bayern mit dem Zentrum München entwickelt sich zurzeit stark und holt mit großen Schritten auf“, sagt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. Starke Konzerne und Investoren und hohe Lebensqualität entwickelten dort  eine „vielversprechende Dynamik“. Für Baden-Württemberg bemerkenswert ist das schwache Abschneiden im vermeintlichen Paradebereich der Mobilitäts-Start-ups. Nur eine Million Euro Investitionsvolumen schlugen hier 2018 zu Buche. Das ist in Deutschland Platz sieben.

Schwache Bilanz im Mobilitätsbereich

Dabei sind insgesamt stolze 427 Millionen Euro in diesem Bereich geflossen, davon immerhin 136 Millionen in Start-ups aus dem Automobilbereich – als Branche eigentlich eine Stärke des Südwestens. In Berlin wurde von Mobilitäts-Start-ups mehr als eine Viertelmilliarde Euro eingesammelt, in Hamburg waren es 80 und Bayern und Nordrhein-Westfalen 38 beziehungsweise 36 Millionen Euro.