Die Zahl von Adoptionen geht zurück – auch weil es weniger Kinder gibt. Das ist auch in Baden-Württemberg so. Im Vergleich mit anderen Bundesländern zeigt sich freilich, dass im Südwesten besonders oft Kinder aus anderen Ländern ein neues Zuhause finden.
Stuttgart - Kinderlosigkeit scheint für immer weniger Betroffene ein Problem zu sein – jedenfalls wenn man als Indikator für diese Einschätzung den Wunsch nimmt, ein Kind zu adoptieren. Seit Jahren geht sowohl die Zahl der Kinder zurück, die für eine Adoption vorgemerkt sind, als auch die Zahl derer, die ein Kind annehmen wollen. Da liegt Baden-Württemberg im bundesdeutschen Trend. Es zeigt sich aber eine Besonderheit: Der Südwesten ist das am internationalsten orientierte Bundesland, nirgendwo werden so viele nichtdeutsche Kinder adoptiert. Wenn eine Auslandsadoption angestrebt wird, muss man sich das auch leisten können: Sie kann mit Gebühren und notwendig werdendem Reiseaufwand bis zu 30 000 Euro kosten.
Im Jahr 2011 wurden Zahlen des Statistischen Bundesamtes zufolge 934 nichtdeutsche Kinder Bundesbürger, davon allein 263 in Baden-Württemberg. Im Südwesten betrug der Anteil ausländischer Adoptivkinder damit 40,3 Prozent. Nur Berlin pflegt mit einem Anteil von 41,3 Prozent mehr Multikulti – bei absolut nur 43 Sprösslingen. Von 67 aus Thailand stammenden Kindern fanden allein 24 im Südwesten ihr neues Zuhause, von 64 aus Äthiopien kommenden Kindern waren es 16. In fünf der 16 Bundesländer liegt der Anteil ausländischer Kinder unter zehn, in weiteren sechs unter 25 Prozent.
Das Interesse lässt stark nach
Dabei lässt das Interesse an einer Adoption stark nach. Der Höhepunkt war 1993 erreicht, als 1120 Kinder angenommen wurden. 2011 waren es noch 650. Parallel zu diesem Trend entwickelten sich auch die Zahlen der vorgemerkten Kinder und der Interessenten. Einer Darstellung des Sozialministeriums auf einen Berichtsantrag der CDU-Abgeordneten Sabine Kurtz zufolge gab es am Ende des Jahres 2000 noch 110 Kinder, die auf Adoptionseltern warteten. Ihnen standen 1400 Bewerber gegenüber. 2011 waren es 67 Kinder und 680 Suchende. Am Verhältnis von eins zu zehn hat sich wenig geändert, an den absoluten Werten hingegen schon.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Insgesamt gibt es weniger Geburten, beobachten die Statistiker. Darum können auch weniger Kinder zur Adoption freigegeben werden, es gibt aber auch weniger Interessenten. Dabei dürfte der gesellschaftliche Wandel eine große Rolle spielen.