Auch ohne Inklusionsgesetz ist der Anteil der behinderten Schüler an den Regelschulen in Baden-Württemberg gestiegen. Dennoch erreicht das Land einer neuen Studie zufolge nur Platz zehn im Vergleich der Bundesländer.

Stuttgart - In Baden-Württemberg besuchen immer mehr Kinder mit Behinderungen eine Regelschule. Dennoch hinkt der Südwesten bei der Inklusion dem Bundesdurchschnitt hinterher. Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung weist für Baden-Württemberg im Schuljahr 2013/14 eine Inklusionsquote von 28,7 Prozent aus. Das ist der höchste Anteil seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention im Jahr 2009, damals besuchte 26 Prozent der Kinder mit Förderbedarf eine Regelschule.

 

Der bundesweite Durchschnitt im Schuljahr 2013/14 lag bei 31,4 Prozent. Damit kommt Baden-Württemberg im Ländervergleich auf den zehnten Platz. Knapp vor Baden-Württemberg rangiert Nordrhein-Westfalen mit einer Quote von 28,9 Prozent. Bayern kommt mit 26,3 Prozent auf Platz 13. Ganz vorne liegen Bremen mit einem Inklusionsanteil von 68,5 Prozent und Schleswig-Holstein mit 60,5 Prozent.

Wie in allen Bundesländern funktioniert auch in Baden-Württemberg die Inklusion am besten in den Kitas und den Grundschulen. Allerdings weicht das Land von den Bundestrends ab. In den baden-württembergischen Kindertagesstätten beträgt der Inklusionsanteil der Studie zufolge 48,7 Prozent, während er im Bund mit 67 Prozent deutlich höher ist. An den Grundschulen wiederum steht der Südwesten mit einer Inklusionsquote von 48,6 Prozent besser da als der Durchschnitt der Bundesländer, der 46,9 Prozent beträgt.

Wenig weiterführende Schulen dabei

In der Sekundarstufe gilt in Baden-Württemberg, was in den anderen Bundesländern auch gilt: Der Anteil der Schüler mit Handycaps geht in den Regelschulen zurück. In Baden-Württemberg ist der Anteil sogar deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt. Nur noch 18,4 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind im Südwesten an den Regelschulen in den Klassen fünf aufwärts zu finden. Bundesweit geben die Forscher den Inklusionsanteil in der Sekundarstufe mit 29,9 Prozent an.

Wie in allen anderen Bundesländern findet auch in Baden-Württemberg Inklusion vorwiegend in den Haupt- und in den Gemeinschaftsschulen statt. Doch sind die Gymnasien und Realschulen zwischen Mannheim und Wangen besser aufgestellt, als die vieler anderer Bundesländer. Jeder Fünfte der knapp 6400 Förderschüler der Sekundarstufe besuchte in Baden-Württemberg eine Realschule oder ein Gymnasium. Bundesweit sind es mit 10,5 Prozent nur halb so viele.

Im jetzt beginnenden Schuljahr 2015/16 tritt in Baden-Württemberg das Inklusionsgesetz in Kraft. Es sieht vor, dass Eltern wählen können, ob ihr behindertes Kind eine Sonderschule oder eine Regelschule besuchen soll. Bisher gab es diesen Rechtsanspruch in Baden-Württemberg nicht.