Immer weniger junge Leute wollen Mint-Fächer studieren. Die beiden Stuttgarter Unis versuchen ihre Studienplätze per Losverfahren zu füllen, die Hochschule für Technik hat ihre Bewerbungsfrist verlängert. Nur die Medienhochschule meldet: volles Haus.

Die Bewerberzahlen an den Stuttgarter Hochschulen sind rückläufig. Und so mancher Studiengang ist noch nicht gefüllt. Noch immer laufen Nachrückverfahren. Doch bereits vor dem offiziellen Vorlesungsbeginn nächste Woche beziehungsweise Mitte Oktober rechnen sich derzeit viele angehende Erstsemester in den Mathevorkursen und Brückenkursen schon mal warm – online und in Präsenz. Allerdings stellt sich die Situation je nach Hochschule unterschiedlich dar.

 

Medienhochschule ist die schnellste „Wir sind ausgebucht.“ Das konnte Alexander W. Roos, der Rektor der Hochschule der Medien (HdM) auf dem Vaihinger Campus, schon vor einer Woche vermelden. Und dies, obwohl die Bewerberzahlen fürs Wintersemester auf Vorjahresniveau lagen, bei dem die HdM einen deutlichen Bewerbereinbruch um fast ein Drittel auf 4600 erlebt hatte. Und obwohl die Annahmequote in einigen Fächern geringer gewesen sei – dies betreffe insbesondere technisch orientierte Fächer. Die bewerbungsstärksten Fächer seien nach wie vor Werbung und Marktkommunikation, Online-Medien-Management, Informationsdesign und Audiovisuelle Medien. Aber das Einschreibeverfahren sei abgeschlossen, betont Roos. „Alle Studiengänge sind startklar. In vielen haben wir mehr Studierende aufgenommen als sonst.“

Hochschule für Technik verlängert Bewerbungsfrist Mit vielfachen Aufrufen in sozialen Medien wie Instagram hat die Hochschule für Technik (HFT) ihre freien Studienplätze beworben. „Last call“ hieß es etwa für Bachelorstudiengänge wie Vermessung und Geoinformatik. Aber auch für Angewandte Mathematik , Architektur, Bauphysik, Digitalisierung und Informationsmanagement verlängerte die HFT die Bewerbungsfrist – und ebenso für die Masterstudiengänge Gebäudephysik, Geotechnik/Tunnelbau und Mathematik. Der HFT-Sprecherin Michaela Leipersberger fällt auf: „Die Bewerberlage ist insbesondere im Mint-Bereich rückläufig. Von den 829 angebotenen Studienplätzen konnten wir nach Abschluss der offiziellen Bewerbungsphase rund zehn Prozent nicht besetzen, so dass in ausgewählten Studiengängen ein Nachrückverfahren angeboten wurde.“ Dieses endete am 14. September, die Einschreibefrist am 21. September. Laut Michaela Leipersberger konnten somit rund 95 Prozent der Studienplätze besetzt werden.

Uni Stuttgart verlost Studienplätze Auch die Uni Stuttgart kämpft mit dem nachlassenden Interesse an Mint-Fächern und verzeichnet auch insgesamt einen leichten Rückgang der Bewerberzahlen. Das zeige sich neben den Naturwissenschaften besonders bei den Studiengängen Maschinenbau und Bauingenieurwesen, wo die Branche gerade in einem Transformationsprozess sei, berichtet die Unisprecherin Lydia Lehmann. Dies spiegle auch der Studiengang Maschinenbau, der sein Curriculum ändere – weg vom Verbrennungsmotor. „Wir passen uns da schon an“, so Lehmann. In den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sei die Nachfrage stabil, in der Informatik, Wirtschaftsinformatik und den Geisteswissenschaften sogar steigend. In den noch nicht gefüllten NC-Bachelorstudiengängen habe man bis 140 Plätze verlost – und dafür auf Instagram kräftig die Werbetrommel gerührt. Der Bewerbungsschluss ist vorbei, Einschreibungen seien noch bis 15. November möglich.

Universität Hohenheim setzt auf Kurzentschlossene Die Universität Hohenheim verzeichnet ebenfalls weniger Bewerber. Sie bietet Studieninteressierten noch in acht Fächern eine Bewerbung bis zu diesem Freitag, 30. September, an. Bei den Masterstudiengängen Agrarbiologie und Economics sowie dem Bachelor in Wirtschaftspädagogik geschieht die Vergabe in Form eines Losverfahrens. Auch bei vielen anderen Studiengängen konnten sich Kurzentschlossene bis 15. respektive 20. September bewerben. Alles stand unter der Überschrift: „Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme von morgen finden.“ Endgültige Zahlen lägen jedoch noch nicht vor, da es kurz vor Beginn des Semesters immer noch eine hohe Dynamik gebe, so Korinna Huber, die Prorektorin Lehre: „Dazu trägt auch unsere hohe Quote an ausländischen Studierenden bei, die ihr Studium teilweise erst im November aufnehmen.“ Sie habe aber den Eindruck, so Huber, „dass es ein bewussteres Bewerbungsverhalten gibt“. Denn bei geringerer Bewerberzahl nähmen zugleich mehr Studierende ihren angebotenen Studienplatz auch an. „Wir vermuten, dass dazu auch unsere klare Haltung zur Präsenzlehre beiträgt, zu der sich die Universität Hohenheim auch für das Wintersemester 22/23 bekennt“, so die Prorektorin. Positive Signale könnten auch daher rühren, dass die Uni ihre eingeschriebenen Studierenden gut bei der Abmilderung pandemiebedingter Lernrückstände habe unterstützen können.