Die Zahl der Studienanfänger ist bundesweit gesunken. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ohne Ausländer wäre der Schwund aber noch erheblich größer.

Stuttgart - In den Hörsälen dürfte bald wieder etwas mehr Luft zum Atmen sein: Die Zahl der jungen Abiturienten, die im Studienjahr 2014 ein Studium begannen, ist bundesweit um 1,6 Prozent auf 501 000 zurückgegangen. Dies ergibt sich aus den am Dienstag veröffentlichten vorläufigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik in Wiesbaden. Als Studienjahr ist das Sommersemester 2014 sowie das Wintersemester 2014/15 gemeint.

 

Ohne ausländische Studenten würde der Schwund noch deutlicher ausfallen: 107 000 Ausländer haben an einer deutschen Hochschule zu studieren begonnen, das bedeutet ein kräftiges Plus von 4,5 Prozent. Jeder fünfte Semesteranfänger – genauer gesagt 21,4 Prozent – stammt also aus  dem Ausland. Rein zahlenmäßig interessiert sich diese Gruppe vor allem für die      Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (30 900 Studierende), die Ingenieurwissenschaften (27 500) sowie die Sprach- und Kulturwissenschaften (19 400). Relativ wenige – nur 1900 Ausländer – nehmen ein Studium der Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften auf, aber hier lag mit acht Prozent die höchste Zuwachsrate an Studierenden aus dem Ausland.

Nach 2016 wird ein leichter Rückgang prognostiziert

Fachleute wie Susanne Schilden von der Hochschulrektorenkonferenz in Bonn erklären den bundesweiten Rückgang an Erstsemestern mit Sondereffekten in den vergangenen Jahren. So spiegelten sich in den Zahlen der früheren Jahre die durch doppelte Abitursjahrgänge ausgelösten Bugwellen an den Unis und Fachhochschulen. Auch die Abschaffung der Wehrpflicht hatte ein einmaliges Hoch zur Folge. Mit 2,7 Millionen Studierenden an den Hochschulen befinde man sich immer noch auf einem Rekordhoch, sagt Schilden.

Bei der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin sind die Statistiker zufrieden damit, dass sich die Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit den Prognosen der KMK decken, die sie schon vor knapp einem Jahr für den Zeitraum 2014 bis 2025 angestellt hatte. Es wird künftig weniger Studienanfänger geben, aber an eine Entvölkerung der Hochschulen wegen des demografischen Wandels ist nach Ansicht der KMK auch langfristig nicht zu denken: „Nach einem leichten Anstieg im Jahr 2016 auf 504 000 Studienanfänger ist ein allmählicher Rückgang zu erwarten.“ In den nächsten zehn Jahren aber lägen die Studienanfängerzahlen „bei deutlich über 450 000“. Selbst im Jahr 2025 sei mit rund 465 000 Erstsemestern noch ein höheres Niveau an Studienanfängern da als 2010.