Die Chancen am Arbeitsmarkt sind für Absolventen von Fachhochschulen sehr gut, entsprechend groß ist die Zufriedenheit der Studierenden.

Stuttgart - Fast alle würden es wieder tun. 87 Prozent der Absolventen der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (früher Fachhochschulen) würden wieder studieren. 81 Prozent würden wahrscheinlich den gleichen Studiengang wählen und 76 wieder an der gleichen Hochschule studieren.

 

Das ergab die jüngste Absolventenbefragung des Statistischen Landesamtes. Dass die Entscheidung, an eine Fachhochschule zu gehen, nicht schlecht war, belegen die Perspektiven. 71 Prozent der Absolventen hatten unmittelbar nach ihrem Abschluss eine Arbeitsstelle, 80 Prozent innerhalb von drei Monaten, sagte Carmina Brenner, die Präsidentin des Landesamtes.

Arbeitslos waren neun Prozent, allerdings sind für die Studie Absolventen der Jahre 2005 und 2008 befragt worden, und 2008 war die Finanz- und Wirtschaftskrise auf dem Höhepunkt. Brenner betonte, die Arbeitslosigkeit habe nicht lange gedauert.

Absolventen naturwissenschaftlicher Studiengänge sind gefragt

Beste Chancen hatten die Absolventen der Studiengänge aus den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften. Sie brauchten im Schnitt zehn bis elf Bewerbungsversuche und hatten innerhalb von zwei Monaten einen Job.

Länger dauerte es bei den Sprach- und Kulturwissenschaftlern, den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern und bei den Absolventen der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, die als einzige Kunsthochschule bei der freiwilligen Befragung mitmachte. Absolventen dieser Fächergruppen benötigten drei Monate und 18 bis 20 Bewerbungen, bis sie eine Arbeitsstelle gefunden hatten.

Direkt nach dem Studium haben 26 Prozent der Absolventen ein Jahreseinkommen von mindestens 50.000 Euro erzielt. Zum Zeitpunkt der Befragung im Jahr 2010 verdienten 35 Prozent mehr als 50.000 Euro. Kunstwissenschaftler beziehen auch Jahre nach ihrem Abschluss größtenteils deutlich geringere Gehälter als etwa Maschinenbauer, die zwei bis fünf Jahre nach dem Studium die größte Gruppe der Gutverdiener stellen. 87 Prozent aller Befragten waren mit ihrer Tätigkeit zufrieden, 83 Prozent fanden das Betriebsklima in Ordnung. Jedoch wünschte sich jeder Fünfte ein höheres Gehalt und bessere Aufstiegsmöglichkeiten.

Große Zufriedenheit bei FH-Studenten

2010 waren 87 Prozent der Befragten erwerbstätig. Sieben Prozent studierten oder promovierten, zwei Prozent waren auf Arbeitssuche. Bei den Kunstwissenschaftlern ist der Anteil der Selbstständigen mit 26 Prozent weitaus höher als bei den anderen Absolventen mit fünf Prozent.

Besonders gern hört Achim Bubenzer, Rektor der Hochschule Ulm und Vorsitzender der Rektorenkonferenz, dass neun von zehn Absolventen mit ihrem Studium zufrieden sind. 23 Prozent der Befragten haben einen Bachelorabschluss.

Von ihnen sind 81 Prozent mit ihrem Studium sehr zufrieden, in den Diplomstudiengängen lag der Zufriedenheitsgrad bei 89 Prozent. Zugänge zu Praktika wurden ebenso positiv bewertet wie die fachliche Betreuung.

Studenten an Fachhochschulen wünschen sich mehr Praxisbezug

Simone Schwanitz, die Ministerialdirektorin im Wissenschaftsministerium, lobte die praxisnahen Fachhochschulen als "Scharniere zwischen Wissenschaft und regionaler Wirtschaft", doch 55 Prozent der Absolventen wünschen sich eine noch bessere Vorbereitung auf den Beruf.

59 Prozent sehen Verbesserungsbedarf bei den Angeboten zur Berufsorientierung und zu Bewerbungsstrategien. An den anwendungsorientierten Hochschulen wünschen sich 56 Prozent mehr interdisziplinäre Angebote und 41 Prozent wollen mehr über Mitarbeitermotivation und Personalführung wissen. Jeweils ein Drittel hätte im Studium gern mehr Präsentation und Rhetorik sowie Fremdsprachen gelernt.

Da könnten die neuen Studiengänge Abhilfe schaffen, sagte Achim Bubenzer. Schlüsselqualifikationen würden in Bachelorstudiengängen stärker berücksichtigt. Der Rektor sieht seinen Hochschultyp durch die Umfrage bestätigt. "Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften liegen mit ihrer Ausbildung richtig", folgert er aus der Studie. Diese sei auch ein Mittel der Qualitätssicherung und eine Chance, "die Relevanz der Studiengänge für den Arbeitsmarkt zu überprüfen".

Bubenzer betonte: "Wir legen unsere Karten auf den Tisch." Die Fachhochschulen wüssten gerne, wie sie im Vergleich mit den Universitäten dastehen. Die haben aber ihre eigenen Systeme. "Wir haben keinen Auftrag zur Absolventenbefragung von Universitäten", sagte Carmina Brenner.