Neulich, vor dem bis dato letzten Heimspiel gegen den VfL Bochum (2:0), da ist Deniz Undav im Neckarpark auf Höhe des VfB-Clubhauses mit seiner Mercedes G-Klasse kurz rechts ran gefahren, um für die letzten Meter bis zum Stadion noch zwei Bekannte in sein Auto einzuladen. Keine Frage, der 28-jährige Nationalspieler der Stuttgarter ist ein Mensch, der gerne unter Leuten ist. „Einen sich zurückziehenden Deniz Undav werde ich wahrscheinlich nicht mehr erleben“, sagt auch sein Trainer Sebastian Hoeneß mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Weil sich seine Verletzung an der Rückseite des linken Oberschenkels in der Länderspielpause trotz einer Schonungsphase bei stärkerer Belastung zu einem Muskelfaserriss ausgewachsen hatte, ist der Stürmer sportlich aktuell außen vor. Undav hatte sich zunächst in der Champions-League-Partie gegen Atalanta Bergamo (0:2) am Oberschenkel verletzt, schien mit individuellem Lauftraining auf dem besten Weg der Genesung. Dann folgte der erneute Rückschlag.
Das schmerzt, denn Undav kam im Sommer nicht nur als der teuerste Spieler der Clubgeschichte aus Brighton und der englischen Premier League fest zum VfB. „Er ist bei uns ein Führungsspieler“, das macht Hoeneß auch vor dem Achtelfinale im DFB-Pokal bei Jahn Regensburg an diesem Dienstag (18 Uhr) noch einmal deutlich, bei dem der Stürmer allerdings weiter zuschauen muss.
Dass Undav inzwischen ein Fixpunkt im VfB-Gefüge ist, liegt zum einen am sportlichen Wert des Spielers, der in dieser Saison bei 16 Pflichtspieleinsätzen bisher auf sieben Tore kommt. Es liegt aber auch an seinen kommunikativen Fähigkeiten – und seinem Engagement abseits des Platzes. Dies ist für das Team von hohem Wert. „Deniz hat weiter Interesse, direkt bei der Mannschaft zu sein, ist bei den Videobesprechungen dabei. Und das ist auch gewünscht. Er hat seine Rolle in der Kabine – auch in den Gesprächen mit den Jungs“, sagt Trainer Hoeneß, der weiß, dass es auch die Leichtigkeit des Seins ist, die Undav meist umweht, die ihn und die Kollegen des VfB gerade in stressigen Phasen des Spielbetriebs weiterbringen.
Weil Undav allerdings in erster Linie fußballerisch ein wichtiger Baustein im Offensivkonzept des VfB ist, weil er sowohl als Stoßstürmer wie auch als Vorbereiter aus dem zentralen, offensiven Mittelfeld in Erscheinung treten kann, hoffen sie beim VfB auf seine schnellstmögliche Rückkehr ins Team.
Drei Partien in der Bundesliga (gegen Union Berlin, in Heidenheim, gegen St. Pauli), eine im Pokal in Regensburg sowie das wichtige Heimspiel gegen die Young Boys Bern in der Champions League („Da müssen wir gewinnen“, sagt Hoeneß) haben die Stuttgarter im Dezember noch zu absolvieren, ehe die kurze Weihnachtspause ansteht. Im Optimalfall soll auch Undav noch vor dem Fest wieder spielen können.
„Es läuft bei ihm gut – und wir haben schon die Hoffnung, dass wir ihn in diesem Jahr noch einmal auf dem Platz sehen dürfen“, sagt Hoeneß – und meint damit zwar auch das Training, aber vor allem einen Einsatz in einem Pflichtspiel.
Aktuell tut Undav im Carl-Benz-Center neben dem Stadion vieles dafür, dass sein sportliches Comeback noch in 2024 über die Bühne geht. „Er ist in der Reha, hat dort sein Programm – und arbeitet hart“, weiß Trainer Hoeneß, der aktuell in Ermedin Demirovic nur einen arrivierten Stoßstürmer im Kader hat, weil ja neben Undav auch die Bergamo-Leihgabe El Bilal Touré mit einem Mittelfußbruch länger verletzt ausfällt.
Bisher hält Demirovic als Doppeltorschütze von Bremen als Alleinunterhalter im Sturmzentrum gut die Stellung. Da aber auch der bosnische Nationalstürmer mit seinen Kräften haushalten muss, täte eine frühestmögliche Rückkehr von Undav ins VfB-Team nicht nur der Stimmung in der Kabine gut.