Stürmer des VfB Stuttgart Warum Sasa Kalajdzic so hoch gehandelt wird

Nach dem geschafften Klassenverbleib absolvierte Sasa Kalajdzic eine Ehrenrunde – war es auch seine Abschiedsrunde beim VfB Stuttgart? In unserer Bildergalerie sehen Sie dazu die emotionalsten Bilder von Kalajdzic und Co. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

An dem kopfballstarken Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart zeigen viele Spitzenclubs Interesse, weil es nur wenige Mittelstürmer wie ihn gibt. Wir erklären die Besonderheiten eines möglichen Transfers.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Man muss schon weit nach unten blicken, um auf den hoch aufgeschossenen Sasa Kalajdzic zu treffen. Auf dem geteilten 32. Platz steht der Stürmer des VfB Stuttgart in der Torjägerliste der Fußball-Bundesliga. Umgeben von so prominenten Namen wie Kingsley Coman (FC Bayern München), Andrej Kramaric (TSG Hoffenheim) und Luca Alario (Bayer Leverkusen) – aber sie alle haben eben nur jeweils sechs Treffer in dieser Saison erzielt.

 

Bei Kalajdzic liegt das natürlich daran, dass er lange verletzt war und nur auf 15 Einsätze kommt. Einerseits. Andererseits ist es weder beim VfB noch beim 24-Jährigen sportlich so gelaufen, wie es sich beide Seiten vorgestellt hatten. Es war eine verdammt komplizierte Runde im Abstiegskampf – und nun beginnt die Zeit, in der europaweit die Sportchefs und Trainer vieler Clubs die zu Ende gehende Saison analysieren und die Zukunft planen.

Wie plant der FC Bayern München?

Das passiert in Stuttgart an der Mercedesstraße, wo Kalajdzic noch über einen Vertrag bis 2023 verfügt, aber ebenso an der Säbener Straße in München. Dort, in der Zentrale des FC Bayern, denken sie ernsthaft über eine Verpflichtung des VfB-Schlaks nach. Nicht, weil sie glauben, Kalajdzic sei bereits ein Fünf-Sterne-Stürmer wie Robert Lewandowski, sondern weil sie das Potenzial des Österreichers hochrechnen.

Erhält der kopfballstarke Kalajdzic ähnlich viele Flanken wie Lewandowski, sei er für 20 bis 25 Tore gut – so die Gleichung. Lewandowski kommt auf 35 Ligatore bei 34 Einsätzen, alle 84 Minuten hat der Pole getroffen. Auch in der europäischen Wertung rangiert der 33-Jährige ganz oben, vor Karim Benzema von Real Madrid und Ciro Immobile von Lazio Rom. Das Problem mit Lewandowski ist ja nur, dass er die Bayern verlassen will. Trotz aller Erklärungen der Münchener Vereinsstrategen, er müsse bis zum Vertragsende noch ein Jahr bleiben.

Lesen Sie aus unserem Angebot: So feiert die Familie Matarazzo

„Es geht doch nur um die Kohle – und um sonst nichts“, sagt Uli Hoeneß. Aus seiner aktiven Zeit weiß der Bayern-Ehrenpräsident, wie herausfordernd es ist, mit dem Lewandowski-Lager zu verhandeln. Der Weltfußballer kennt seinen Wert. Zumal es ja nicht mehr viele klassische Mittelstürmer von Format gibt. Heiß gehandelt werden die wenigen deshalb auf dem Transfermarkt.

Darwin Nuñez von Benfica Lissabon, Sebastien Haller von Ajax Amsterdam, Romelu Lukaku vom FC Chelsea, Patrik Schick von Bayer Leverkusen – und eben Kalajdzic (Erling Haaland ist ja schon von Borussia Dortmund an Manchester City verkauft). Sie verfügen über das entsprechende Profil, als Zielspieler im Zentrum des Sturms. Wobei der VfB-Angreifer diverse Vorteile in die Verhandlungen einbringt: Er ist 2,02 Meter groß und kommt mit dem Kopf an Bälle, wohin andere erst springen müssen. Er kann es auch grundsätzlich gut mit den Füßen. Und er kostet im Vergleich zu den anderen keine unmoralisch hohe Ablösesumme.

Wie hoch ist der Marktwert von Sasa Kalajdzic?

Zwischen 60 und 80 Millionen Euro werden für Haller, Nuñez oder Schick aufgerufen. Da überlegt selbst der Branchenkrösus aus München, ob es nach der Pandemie nicht etwas günstiger geht. Zumal nicht klar ist, ob die Vorstandsriege um Oliver Kahn in der Königspersonalie ihre Haltung ändert, wenn der spanische Topclub FC Barcelona tatsächlich 40 Millionen Euro für Lewandowski bietet – für einen Ausnahmespieler zwar, aber eben für einen 33-jährigen Ausnahmespieler.

Die finanziell klammen Katalanen sind dabei, das Geld zusammenzukratzen. „Ich weiß nichts von Barcelona. Ich weiß nur, dass wir den besten Stürmer der Welt unter Vertrag haben, und das soll auch so bleiben“, sagt Kahn. Für den Fall der Fälle sieht sich der Bayern-Boss vorbereitet: „Bei uns gibt es nicht nur Plan B, sondern auch Plan C und D.“

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Das schwäbische Freudenmeer

Fällt ein weiterer Dominostein auf dem Mittelstürmersektor, löst das eine Kettenreaktion aus. Kalajdzic (Marktwert 25 Millionen Euro) steckt mittendrin. Er wird nicht zu halten sein. Denn schon jetzt ist er nicht nur Teil der Münchner Überlegungen, sondern ebenso der Dortmunder. Nach dem Haaland-Transfer gab der BVB bereits die Verpflichtung von Karim Adeyemi (RB Salzburg) bekannt. Mit Haller wird geliebäugelt und Kalajdzic nicht ausgeschlossen.

Doch auch in England taucht der Name Kalajdzic offenbar in den Kaderplanungen auf: Beim FC Chelsea, bei Newcastle United und West Ham United – sie alle suchen Angreifer mit den Qualitäten des Stuttgarters. Selbst Paris Saint-Germain und Benfica Lissabon zeigen Interesse, weil sie einen Spieler wie Kalajdzic in ihren Reihen haben wollen. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wohin die Reise des österreichischen Nationalspielers geht. Und der VfB benötigt wohl bald einen neuen Mittelstürmer.

Weitere Themen