Punkt gewonnen oder zwei Punkte verloren? Missratene Aufstellung oder richtige Entscheidung? Torschütze Mario Gomez vom VfB Stuttgart hat nach dem 1:1 beim FC St. Pauli seine ganz eigene Sicht der Dinge.

Stuttgart - Mit seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 beim FC St, Pauli hat Mario Gomez den VfB Stuttgart vor einer Niederlage bewahrt. Nach dem Schlusspfiff sprach der Stürmer nicht nur über sein Tor, sondern blickte auch bereits auf das Pokalspiel bei Bayer Leverkusen.

 

Herr Gomez, Ihre Mannschaft hat nach dem Rückstand Moral gezeigt. Warum musste es überhaupt so weit kommen?

Natürlich sind wir als Aufstiegskandidat hier her gefahren, um zu gewinnen. Die Hinrunde hat uns aber auch gelehrt, dass es kein Selbstläufer ist. Das müssen wir akzeptieren. St. Pauli hat schon in der ganzen Saison sehr wenige Chancen zu gelassen. Wir haben uns in der ersten Hälfte schwer getan, vor der Kiste zu kommen. Was wir uns ankreiden müssen: Dass wir die Zielstrebigkeit, die wir nach dem Rückstand gezeigt haben, nicht schon von Anfang an entwickelt haben.

Also ein Erfolg? Oder eher eine Enttäuschung?

Wir haben Moral bewiesen und sind zurückgekommen. Das nehmen wir mit. In der Hinrunde hätten wir so ein Spiel verloren. Wir sind in einem Prozess und noch lange nicht aufgestiegen. Wir haben das akzeptiert – ich habe aber das Gefühl, die Medien noch nicht. Für die ist es ein rabenschwarzer Tag, wenn wir hier unentschieden spielen. So ist es aber nicht. Wir müssen den Ball flach halten. Man sollte nicht glauben, dass mit dem neuen Trainer wieder alles von alleine läuft. So ist es nicht im Fußball, sonst wären wir gar nicht erst abgestiegen.

Waren Sie überrascht darüber, dass Daniel Didavi und Nicolas Gonzalez nur auf der Bank saßen?

Es ist im Fußball nicht mehr so, dass es nur stocksteif ein System gibt. Es ist üblich geworden, dass die Trainer verschiedene Ideen haben. Wir wussten, wie St. Pauli verteidigt – dementsprechend hat der Trainer aufgestellt. Wir sind eine spielerische Mannschaft – die schlechten Platzverhältnisse kamen eher dem Gegner entgegen, der lang nach vorne spielt. Das soll aber keine Ausrede sein.

Marc Oliver Kempf hat sich verletzt – wie schwer wiegt dieser Ausfall?

Sehr schwer. Er ist unser Kapitän. Das ist für uns ein Rückschlag – aber das gehört leider zum Sport dazu.

Sie haben in den zwei Spielen im neuen Jahr schon so viele Tore geschossen wie davor. Wo soll das noch hinführen?

Haben Sie auch die Tore mitgezählt, die nicht gegolten haben? Spaß beiseite: Ich bin ein Spieler, dem die Zielstrebigkeit, die wir erst am Ende entwickelt haben, sehr entgegenkommt. Wenn das Spiel statisch ist, dann ist es für mich wahnsinnig schwierig, in Position zu kommen. Ich wusste aber schon vorher, dass es so ein Spiel wird. Und ich wusste: Wenn der eine Ball kommt, dann muss ich da sein. Am Ende war es von uns ein gutes Signal, nach einem Rückstand zurückkommen.

Am Mittwoch geht es im Pokal in Leverkusen weiter. Ist es ein Vorteil, dass der VfB ausnahmsweise nicht Favorit ist?

Egal ob Favorit oder nicht – das Spiel muss erst gespielt werden. Wir fahren nach Leverkusen, um eine Runde weiterzukommen. Ich glaube, Leverkusen freut sich nicht wirklich auf uns, weil sie nicht so genau wissen, was sie erwartet. Diese Chance des Ungewissen wollen wir nutzen.