Karriereende von Mario Gomez Weggefährten erinnern sich an gemeinsame Zeiten
Bundestrainer, Weltmeister, Meistertrainer, Mitspieler und Freund: Mario Gomez hat seine Karriere beendet, viele Wegbegleiter richten ganz persönliche Worte an ihn.
Bundestrainer, Weltmeister, Meistertrainer, Mitspieler und Freund: Mario Gomez hat seine Karriere beendet, viele Wegbegleiter richten ganz persönliche Worte an ihn.
Stuttgart - Mario Gomez ist von der großen Fußballbühne abgetreten und feiert an diesem Freitag Geburtstag. Fünf Wegbegleiter erinnern sich an gemeinsame Zeiten.
„Es fällt mir nicht schwer, auf Mario Gomez eine Lobeshymne zu singen, ganz im Gegenteil. Als Mensch wie als Sportler habe ich allergrößten Respekt vor ihm und bedauere sehr, dass jemand wie er die große Bühne des Fußballs verlässt. Ich kenne kaum jemanden, dessen Laufbahn so sehr einer Achterbahnfahrt gleicht wie seine. Auf Highlights folgten Tiefschläge. Auf Niederlagen folgten Siege. Im Verein und in der Nationalmannschaft. Was mich unglaublich beeindruckt: Auch in schweren Zeiten ist Mario immer aufgestanden, hat an sich geglaubt und gearbeitet, hat sich nicht verrückt machen lassen. Weder von übermäßigem Lob noch von niederschmetternder Kritik.
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Er hat im Laufe der Jahre seine Mitte gefunden, ist sich stets treu geblieben, und das war gerade zuletzt unglaublich zu spüren. In den letzten Jahren war er ein echter Leader. Mit seiner Präsenz und Persönlichkeit war er einer, der seine Mitspieler mitgezogen hat. Und: Bei allem Ehrgeiz oder auch verständlicher Enttäuschung, wenn er mal nicht zum Zug gekommen ist, war er immer Teamplayer und hat immer alles gegeben, beim Training, auf der Bank, in der Kabine, auf und neben dem Platz. Mario war stolz, der Nationalmannschaft anzugehören, es war für ihn eine Ehre, zu uns zu kommen, ohne dass er große Worte gemacht hätte. Auf ihn war Verlass, und ich kann mich im Namen des DFB und der sportlichen Leitung des DFB nur bei ihm bedanken für seinen Einsatz bei uns. Für seinen Einsatz für Deutschland.
Danke, Mario! Du bist ein toller Kerl. Ich weiß, dass Du den Platz mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge verlassen wirst. Mit einem weinenden Auge, weil Du Dir des Privilegs bewusst bist, was es bedeutet, dass Du das, was Du liebst – den Fußball – als Beruf ausüben durftest.
Mit einem lachenden Auge, weil Du endlich mehr Zeit haben wirst für die, die Du liebst: Deine Familie. Lieber Mario, wir verlieren uns nicht aus den Augen!
Alles Gute! Dein Jogi Löw
„Ich habe mit Mario viele schöne Momente zusammen erleben dürfen. In der Jugend beim VfB, dann natürlich bei den Profis mit dem Höhepunkt, der deutschen Meisterschaft, und in der Nationalmannschaft. Er ist ein unglaublich loyaler und zuverlässiger Mensch, sowohl auf als auch neben dem Platz. Sein Ehrgeiz, sein Talent und sein Wille haben ihn schon immer ausgezeichnet – und die vielen Tore sprechen für ihn. Die unglaubliche Physis von Mario hat ihm dabei auch immer sehr geholfen.
Lesen Sie hier: Alles Wissenswerte zum Spiel des VfB gegen Darmstadt 98 Leider wurde er teilweise zu oft kritisiert und unterschätzt. Für mich standen seine Fähigkeiten nie zur Debatte. Er war immer da und hat auch wichtige Tore gemacht – da denke ich nur an unsere gemeinsame Zeit beim VfB. Er hat wirklich eine großartige Karriere hingelegt. Ich denke, dass er aufgrund seiner Persönlichkeit dem Fußball weiter erhalten bleiben sollte. Und ich bin sehr froh, ihn als meinen Freund bezeichnen zu dürfen.“
„Ich habe den Mario als ganz jungen Spieler kennengelernt – und als einen mit unheimlich viel Talent. Ich wusste schnell, was aus dem Jungen werden kann. Deshalb habe ich auch gleich klargemacht, dass ein Wechsel kein Thema sein darf. Zu Beginn seiner Karriere war er nämlich etwas ungeduldig, als er nicht gleich Stammspieler bei uns war.
Als junger Kerl war er allerdings manchmal auch ein Phlegma – aber: Wenn man ihn darauf hingewiesen hat, dass er ein bisschen mehr machen muss, hat er das immer sofort umgesetzt. Später wusste er das dann auch von ganz allein. Seine große Stärke war es, in den entscheidenden Situationen voll da zu sein. Egal, ob im Training oder in den Spielen. Und wenn du dich dann so lange an der Spitze hältst, ist das ein Beleg für einen starken Charakter.
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Dass Mario den hat, zeigte sich auch nach der Meisterschaft 2007. Es gab schon damals ein gutes Angebot der Bayern, Mario liebäugelte damit, ich aber sagte zu ihm: ‚Ich lasse dich nicht gehen.‘ Das hat er akzeptiert und gleich wieder Topleistungen gebracht. Ein Spiel mit ihm ist mir übrigens besonders in Erinnerung geblieben. In der Meistersaison hatte er sich einige Wochen vor Saisonende am Knie verletzt – und sich darüber so aufgeregt, dass er sich beim Schlag auf den Medizinkoffer gleich noch die Hand gebrochen hat. Im vorletzten Saisonspiel in Bochum habe ich ihn dann erstmals wieder eingewechselt – und er hat gleich das 2:2 erzielt. Wir gewannen noch 3:2, eine Woche später waren wir Meister. Der Mario ist einfach ein feiner Kerl, und ich freue mich, dass er beim VfB nun mit einem Erfolg abtreten kann.“
„Die Geschichte von Mario und mir begann schon in der VfB-Jugend. Wir haben denselben Jahrgang und waren also schon im Nachwuchs Teamkameraden – und irgendwann hat sich daraus eine enge Freundschaft entwickelt. Mario war ja 2004 dann schon ein bisschen früher als ich bei den Profis mit dabei - schon unser gemeinsamer Werdegang in unseren jungen Stuttgarter Jahren verbindet uns sehr.
Und vielleicht ist es auch eine Art kleines Schicksal, dass zwischen der Geburt meiner Tochter und seines Sohnes im Mai 2018 nur zwei Tage lagen. Das wird uns auch über die Karriere hinaus immer verbinden – allein schon, weil wir sehen wollen, wie die Kinder sich zeitgleich entwickeln.
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Ich schätze es an Mario, dass man mit ihm auch mal unterschiedlicher Meinung sein kann. Wir haben oft spannende Diskussionen. Man kann sich, wie das unter guten Kumpels üblich sein sollte, auch mal über Dinge streiten - weshalb ich ihn mir, aber das nur am Rande, nach der Karriere gut als TV-Experte vorstellen könnte. Weil er eben eine klare Meinung zu den Dingen hat.
Was Mario und mich vielleicht unbewusst eint und verbindet, ist die Haltung zu unserer Heimat. Wir kommen beide aus dem ländlichen schwäbischen Raum und haben unsere Wurzeln nie vergessen. Für uns beide ist die Heimat immer die zentrale Anlaufstelle und ein Rückzugsort geblieben. Und obwohl die Karriere von Mario sicher drei Schritte größer war als meine, hat er nie vergessen, woher er kommt.
Was ich an Mario innerhalb einer Mannschaft immer geschätzt habe, ist, dass er ein echter Teamplayer ist – was nicht selbstverständlich ist als Stürmer und bei so einer Karriere. Mario wurde noch nie von Neid getragen.
Natürlich haben wir zusammen viel erlebt, an die angeblich lustigste Geschichte kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Nach dem Pokalfinale 2007 in Berlin haben wir es auf der VfB-Clubfeier im Hotel mit Ludovic Magnin und Marco Streller ordentlich krachen lassen. Und na ja, was soll ich sagen: Bei mir gingen die Lichter recht früh aus. Ich lag im Hotelbett, und wie mir meine Frau später berichtete, hat Mario in meinem Zimmer ordentlich randaliert, um mich noch mal aus dem Bett zu bekommen. Offenbar vergebens! Mit Mario konnte man zum Abschluss nach einer Saison immer gut feiern. Und bis auf die Nacht in Berlin haben wir den Schluss dann auch immer gemeinsam erlebt.“
„Mario kenne ich von seinem ersten Bundesliga-Spiel für den VfB Stuttgart an. Das war 2004. Er war ein Heißsporn, besaß auch damals schon eine gewisse Eitelkeit – aber vor allem bestach er mit seiner Dynamik, seinem Willen, seiner Kraft und seinem ausgeprägten Torriecher. Im Laufe der Jahre hat er sich nicht nur zu einer absoluten Persönlichkeit entwickelt, zwischen uns beiden ist auch eine echte Freundschaft entstanden. Mario ist ein wertvoller Mensch, mit dem ich über Gott und die Welt reden kann. Es passt einfach – und das ist nicht immer selbstverständlich. Wir funken auf derselben Wellenlänge. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir beide Schwaben sind und Mario auch als Weltstar und nach verschiedenen Auslandsaufenthalten in Italien und der Türkei nie seine Wurzeln vergessen hat.
Wir beide haben nicht nur viel gemeinsame Zeit mit Physiotherapie verbracht, sondern waren im Rahmen von Reha-Aktivitäten auch häufig auf dem Trainingsplatz, arbeiteten mit dem Ball. Ganz bewusst mit einem Augenzwinkern sage ich: Bei Technikübungen war manchmal nicht jedem klar, wer der Bundesliga-Profi war und wer der Physio (lacht). Dafür ist Mario in einem anderen Bereich ganz vorne und praktisch unschlagbar: Er ist der absolute Frauenschwarm. Da tu selbst ich mich schwer mitzuhalten (lacht).“
Die Karriere von Mario Gomez in Bildern – finden Sie in unserer Bilderstrecke! *Dieser Artikel erschien erstmals am 27. Juni*