Stundenlang sucht ein Landwirt im Rems-Murr-Kreis nach einem Kalb. Ein Verein zur Kitzrettung rückt mit Wärmebilddrohnen an und findet das Tier an unerwarteter Stelle.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Ungewöhnlicher Einsatz für die Rehkitzretter: Am Montagabend war der Verein Flugmodus im Einsatz, um in Auenwald (Rems-Murr-Kreis) ein entlaufenes Kalb zu suchen. Das Engagement der Freiwilligen war erfolgreich: Das junge Tier wurde gefunden – wenn auch an einer Stelle, an der es wohl kaum jemand vermutet hätte.

 

Der Verein rettet mit seinen Drohnen normalerweise Rehkitze

Normalerweise rücken die Teams der Kitzrettung aus, bevor Bauern und Stücklesbesitzer ihre Wiesen mähen. Dann fliegen sie die Fläche mit ihren Wärmebilddrohnen ab, um Rehkitze zu entdecken, die sich im hohen Gras versteckt haben. Da die Tiere keinen Fluchtinstinkt haben, ducken sie sich bei Gefahr und bleiben reglos liegen – das hilft gegen manches Raubtier, aber nicht gegen ein anrückendes Mähwerk. Die Kitzretter fangen die Kitze ein und deponieren sie in Transportkörben neben der Wiese. Nach dem Mähen werden sie wieder freigelassen.

Am Montag war jedoch alles anders: Zwar galt es wieder, einem Landwirt zu helfen. Doch das zu suchende Tier war deutlich größer: Auf einem Bauernhof in Auenwald waren drei Kälber ausgebüxt. „Die Tiere waren erst wenige Tage alt. Ihr Fehlen wurde abends bemerkt, als der Landwirt sie füttern wollte“, erklärt Andreas Metz, der Vorsitzende des Vereins.

Zwei von ihnen konnten von den Landwirten rasch wieder eingefangen werden, doch vom dritten fehlte jede Spur. Auch bei stundenlanger Suche konnte der Landwirt das Tier nicht finden – er rief die Kitzretter vom Verein Flugmodus an. Diese trommelten eilig zwei Drohnenteams zusammen, die aus jeweils einem Piloten und einigen Helfern bestehen.

Die Kitzretter flogen die Umgebung des Hofs großflächig ab – schlussendlich galt allerdings das Sprichwort „warum in die Ferne schweifen“: Die Freiwilligen entdeckten, nach einer guten halben Stunde Suche, auf dem Display der Kamera einen hellen Fleck, der auf eine Wärmequelle schließen ließ. Es handelte sich tatsächlich um das entlaufene Kalb. Quasi direkt neben dem Bauernhof hatte es sich neben landwirtschaftlichem Gerät im hohen Gras niedergelassen.

Kalb entlaufen: Nicht immer geht dies gut aus

Ein Video, das der Verein auf Instagram veröffentlicht hat, zeigt das Tier, wie es sich dort in aller Ruhe auszuruhen scheint. „Ich hätte das Kalb nie so nahe am Hof vermutet“, sagt Andreas Metz, der bei dem Einsatz persönlich nicht dabei war. „Wäre ich dort geflogen, wäre ich vielleicht gar nicht so dicht an den Hof heran.“ Der Landwirt sei sehr dankbar für die Hilfe gewesen.

Solche Einsätze haben nicht immer ein Happy End – vor allem bei der derzeit herrschenden Hitze: „Vor einigen Wochen hatten wir etwas Ähnliches schon in Oberbrüden. Da waren zwei Kälber in den Wald gelaufen. Wir konnten sie leider nicht finden – Tage später hat die Feuerwehr sie entdeckt, eines von ihnen war da bereits tot“, sagt Metz.

Für die Rehkitzretter von Flugmodus war dies nicht der letzte Einsatz des Jahres: Die – wetterbedingt sehr turbulente – Saison ist noch nicht komplett vorbei. Voraussichtlich noch bis zum Sonntag werden die Ehrenamtlichen Einsätze fliegen, um Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren.