Sturmtief Sabine sorgt für etliche Sachschäden in Stuttgart und der Region. Am schlimmsten trifft es ein Schule im Stuttgarter Osten: Wegen eines Schadens am Dach werden alle Schüler heimgeschickt.

Stuttgart - Es ist nicht ganz so schlimm gekommen, wie viele es befürchtet hatten: Sturmtief Sabine hat zwar etliche Schäden in der Region angerichtet. Das ganz große Chaos blieb – trotz einiger gesperrter Straßen und ausgefallener Zug- und Flugverbindungen – jedoch aus.

 

In der Landeshauptstadt wirbelte Sabine nicht nur voreilig rausgestellte Gelbe Säcke durch die Straßen. Sie verursachte auch mindestens zwei schwerwiegende Schäden an Dächern: An der Raitelsbergschule im Stuttgarter Osten hob eine Böe das Dach auf einer Fläche von etwa 40 auf zwei Meter ab. Die Feuerwehr sicherte das Dach bis zum Schulbeginn, dennoch fällt dort der Unterricht zunächst aus: Aus Sicherheitsgründen bleibt die Schule geschlossen. Das Dach soll für eine halbe Million Euro saniert werden, teilte die Stadt Stuttgart mit. An der Senefelderstraße im Stuttgarter Westen riss der Sturm das Blechdach einer Garage ab. Es stürzte auf zwei Autos. Die Höhenretter der Feuerwehr seilten sich von einem Kranwagen auf das Dach ab. Eine Böe riss am SWR-Funkhaus das „S“ aus dem Logo des Senders. In der Stadt fielen wegen des Sturms 15 Ampeln aus, meldete die Polizei.

Rems-Murr-Kreis

Wer in Schorndorf sein Gemüse am liebsten vom Markt holt, hat an diesem Dienstag das Nachsehen: Der Wochenmarkt ist abgesagt. Aufgrund der Sturmböen, die noch erwartet werden, wurde das Aufbauen als zu gefährlich eingestuft. Im Rems-Murr-Kreis müssen außerdem die Bewohner von Fellbach, Kernen, Korb, Waiblingen und Weinstadt einen Tag länger auf die Müllabfuhr warten. Von Dienstag an soll die Abholung nachgeholt werden. Bei Kaisersbach-Mönchhof musste die Feuerwehr gegen 5.40 Uhr ein Paar aus einem Wohnwagen befreien: Es hatte auf einem Parkplatz übernachtet, ein Baum fiel auf den Wagen. Die Frau erlitt einen Schock.

Kreis Ludwigsburg

Unverhofft schulfrei hatten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums im Ellental in Bietigheim-Bissingen. Dort waren große Flachdachteile auf die Straße gestürzt, es traf die Zufahrt zur Schule. Da weitere Teile herabzufallen drohten, entschloss man sich, die Schule geschlossen zu lassen. Die Feuerwehren im Landkreis zählten mehr als 200 Einsätze – darunter am Sonntag auch ein Baumbrand in Gerlingen. Der Wind hatte vermutlich eine brennende Zigarettenkippe in einen morschen Laubbaum geweht, der dadurch in Brand geriet. Verletzte waren im Landkreis Ludwigsburg laut der Polizei nicht zu beklagen. Zwischen Freiberg und Ludwigsburg war ein Baum auf die Oberleitung der S-Bahn gefallen. Züge fielen aus. So war die Verbindung auch nach dem allgemeinen Start des S-Bahn-Verkehrs noch längere Zeit beeinträchtigt.

Kreis Esslingen

Kurz nach 5 Uhr musste am Montag in Ostfildern-Scharnhausen die Feuerwehr ausrücken, weil der Sturm dort ein Dach abgedeckt hatte. An der Wilhelmstraße in Leinfelden-Echterdingen waren Blechteile einer Fassade abgerissen worden. Ansonsten meldeten Polizei und Feuerwehr auch aus dem Kreis Esslingen umgestürzte Bäume und kleinere Gebäudeschäden.

Kreis Göppingen

Bei Bad Boll übersah ein Autofahrer gegen 5.30 Uhr einen quer auf die Straße gestürzten Baum und fuhr dagegen. Der 63-Jährige und seine Beifahrerin blieben unverletzte. Weil die Gefahr bestand, dass weitere Bäume umstürzen würden, wurde das Auto erst gegen 11 Uhr geborgen.

Kreis Böblingen

Kleinere Schäden waren es auch im Landkreis Böblingen, meldete die dortige Kreisverwaltung. Die Feuerwehrleitstelle habe in der Nacht zum Montag und am Morgen rund 75 Einsätze gezählt: Baugerüste, Zäune und Bäume waren umgefallen, Ziegel von Dächern gerissen. In Leonberg konnte der Rummel zum Pferdemarkt trotz des Sturms beginnen. Ob der Festumzug starten kann, sollte erst am Dienstagmorgen entschieden werden, meldete die Stadt. Straßensperrungen zwischen Perouse, Malmsheim und Heimsheim wegen umgestürzter Bäume wurden gegen 8.30 Uhr aufgehoben.

Baden-Württemberg

Für das Land zog ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium am Montag Zwischenbilanz: Die Auswirkungen von Sturm Sabine seien vergleichsweise gering gewesen. Im Land sei lediglich ein Schwerverletzter zu beklagen. Die Zahl der Verletzten sei ansonsten glücklicherweise gering, dagegen seien die Sachschäden enorm gewesen. Im Schwarzwald waren die Auswirkungen am stärksten. Der Liftbetrieb am Feldberg wurde eingestellt. Fernreisende mussten wegen Flugausfällen umdisponieren: Mehr als 75 Starts und Landungen wurden abgesagt.

Zugverkehr

Am Montag waren auch die Bahnstrecken in Mitleidenschaft gezogen. Der S-Bahn- und der Regionalbahnverkehr fielen am Vormittag aus. Gegen 11 Uhr seien die S-Bahnen wieder gefahren. Der Regionalverkehr startet im Laufe des Nachmittags. Jede Strecke werde vor der Wiederaufnahme des Verkehrs mit einer Erkundungsfahrt überprüft, um Schäden ausfindig zu machen.

Schulen und Kindergärten

Die Schulen stellten es Eltern am Montag frei, ob sie ihre Kinder losschicken würden, weil noch starke Böen übers Land fegten. In Stuttgart galten Kinder als entschuldigt, wenn sie zuhause blieben. Schulen wie Kindergärten verzichteten auf Aktivitäten im Freien – wegen der Gefahr von Astbruch und herabfallenden Ziegeln.

Aussicht

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab am Montag noch keine Entwarnung: In der Nacht zum Dienstag würde sich Sabine noch einmal zurückmelden. Zwar nicht mehr in Orkanstärke, doch Böen von immerhin bis zu 88 Kilometer pro Stunde seien zu erwarten.