Gestoppte Züge, abgedeckte Häuser, umgestürzte Baugerüste, überflutete Straßen, hunderte Einsätze der Feuerwehren: Das Sturmtief „Herwart“ hinterlässt Spuren in vielen Teilen Deutschlands.

Berlin - Das Sturmtief „Herwart“ braust über Deutschland hinweg und richtet zahlreiche Schäden an. Die Bahn stoppte am Sonntag in sieben Bundesländern vorsichtshalber ihren Fernverkehr. „Vor dem Nachmittag werden im Fernverkehr voraussichtlich keine Züge fahren“, sagte ein Bahnsprecher in Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Viele Straßen wurden wegen umgekippter Bäume gesperrt. Meteorologen warnten vor dem Betreten der Wälder, Zoos blieben zu.

 

Besonders vom Sturm betroffen waren der Norden und Osten Deutschlands. So schlimm wie bei „Xavier“ vor gut drei Wochen waren die Folgen aber nicht. Am Mittag flaute „Herwart“ vielerorts langsam wieder ab. Es waren zunächst fünf Verletzte bekannt. In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umgekippten Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt wurde eine Autofahrerin leicht verletzt, die mit ihrem Wagen gegen einen Baum prallte, der auf die Straße gestürzt war.

In Nordfriesland überschlug sich ein Autofahrer beim Ausweichen vor umgestürzten Ästen und verletzte sich. Auf der A20 bei Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern rutschten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke aus. Dabei verletzten sich zwei Menschen.

Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume

Die Berliner Feuerwehr wurde am Sonntagmorgen zwischen 4 Uhr und 10 Uhr zu 300 Einsätzen gerufen und rief deswegen den Ausnahmezustand aus. Der Sturm deckte dort ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzte Bäume. Zoo und Tierpark in Berlin blieben wegen der Sturmwarnung am Sonntag geschlossen. Auch der Rostocker Zoo blieb wegen des stürmischen Wetters zu.

Wegen „Herwart“ standen die Züge in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen still. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn noch eingeschränkt. Auch die Bahngesellschaften Metronom, Erixx und Enno stellten den Zugverkehr auf zahlreichen Strecken ein. Ersatzverkehr mit Bussen gab es wegen der Sturmgefahr meist nicht.

Auf der Strecke Berlin-Hamburg hätten wieder umgestürzte Bäume die Oberleitung beschädigt, im gleichen Streckenabschnitt wie schon beim Sturm „Xavier“: bei Pritzier in Mecklenburg-Vorpommern, sagte ein Bahnsprecher.

In Dortmund, Bielefeld und Hamm stellte die Bahn nach Angaben eines Sprechers sogenannte Übernachtungszüge zur Verfügung. Fahrgäste, deren Züge nicht mehr nach Norddeutschland weiterführen, könnten sich dort auch tagsüber aufhalten. Die Deutsche Bahn biete betroffenen Fahrgästen an, die Fernverkehrstickets vom Sonntag innerhalb von vier Wochen kostenlos umzutauschen.

Im Hamburger Hafen gab es am Vormittag eine Sturmflut

Im äußersten Norden gab es am Vormittag bereits leichte Zeichen der Entspannung. Im Regionalverkehr werden nach Bahnangaben Strecken nach und nach wieder freigegeben. „Der Sylt-Shuttle fährt wieder“, sagte ein Sprecher. Aufgrund des Feiertags am Dienstag sind viele Urlauber unterwegs.

Wegen starker Windböen in Frankfurt musste am Sonntag ein Airbus A380 der Lufthansa außerplanmäßig in Stuttgart landen. Nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine wetterbedingt einige Zeit über dem Flughafen Frankfurt gekreist war, entschied sich der Kapitän zur Sicherheitslandung, auch weil Treibstoff knapp wurde.

Die Leitstellen in Schleswig-Holstein berichteten in der Nacht zum Sonntag von umgekippten Bäumen, eingestürzten Baugerüsten und weggeflogenen Trampolinen. Im nordfriesischen Oldenswort fiel eine historische Mühle dem Sturm zum Opfer.

Im Hamburger Hafen gab es am Vormittag eine Sturmflut. Der Wasserstand der Elbe im Stadtteil St.-Pauli lag am Vormittag drei Meter über dem mittleren Hochwasser, wie aus einer Beobachtung des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie hervorgeht. Die Hamburger Feuerwehr rückte bis zum Morgen 550 Mal aus. Bei den Einsätzen handele es sich im Wesentlichen um Bäume und Äste auf Straßen, aber auch auf Autos und Häusern.