1942 ließ die Stadtverwaltung fast ganz Stuttgart fotografieren, Straße für Straße. Unser Projekt zeigt, was an historischer Substanz verloren gegangen ist – und wie Ihre Straße vor 80 Jahren aussah.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart war 1942 in Teilen eine andere Stadt als heute. Vor 80 Jahren waren die Zerstörungen der Jahre 1944 und 1945 kaum vorstellbar, die Stadt hatte also noch ihr über die Jahrhunderte langsam gewachsenes Aussehen. Es ist auf 12 000 Fotos dokumentiert, die im Spätsommer 1942 von städtischen Beamten erstellt wurden. Systematisch fotografierten sie Straße für Straße. In Stuttgart entstand damals das erste Streetview der Welt.

 

Seit zwei Jahren werten wir diese Bilder gemeinsam mit dem Stadtarchiv Stuttgart aus, wo sie seit Jahrzehnten verwahrt werden. Für „Stuttgart 1942“ haben wir die Fotos durchsuchbar gemacht, Straße für Straße. Die Bilderdatenbank ist ein wahrer Schatz für Menschen, die wissen wollen, wie ihre Nachbarschaft früher aussah oder virtuell durch eine so nicht mehr existierende Stadt spazieren wollen. Hier geht es zur Bildersuche.

Wie fühlte sich der Alltag 1942 an?

Zu den äußerlichen Unterschieden kam das, was man auf Fotos nicht sehen kann. 1942 war Krieg, die Männer waren an der Front und es mangelte an vielem, unter anderem Heizmaterial und Nahrung. Der Alltag war nicht nur völlig anders als heute, er fühlte sich vermutlich auch für die Menschen anders an, womöglich falsch.

Wie vielen es so ging und wie sie ihre Zeit erlebten, kann man nur bedingt rekonstruieren. Quellen gibt es nur relativ wenige, Kritik zu äußern war unter den Nazis quasi nicht möglich. In den zwei Jahren seit dem Start unseres Projektes „Stuttgart 1942“ haben wir mit vielen Menschen gesprochen, die diese Zeit bewusst erlebt haben.

„Stuttgart 1942“ ist auch ein Projekt der letzten noch lebenden Zeitzeugengeneration, der damaligen Kinder und Jugendlichen. Sie schildern eine Jugend mit vielen Entbehrungen – reflektieren aber auch, dass der Krieg damals noch nicht verloren , die Naziideologie längst nicht so umfassend demaskiert war wie heute und unabhängige Informationen wegen Propaganda und Zensur schwer zu bekommen waren.

Erzählen Sie uns Ihre Geschichte

Weil das alles nun genau 80 Jahre her ist, veröffentlichen wir einige der weit mehr als 100 Beiträge aus dem Projekt noch einmal und recherchieren weitere ganz neu. Weiterhin freuen wir uns über Hinweise, Geschichten und Erinnerungen rund um das Stuttgart des Jahres 1942, am besten per Mail an stuttgart1942@stzn.de.

Zu der Bildersuche und allen bisher erschienenen Beiträgen geht es mit diesem Link.