Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 wirft der Bahn einen „dilettantischen Umgang“ mit der Frage nach der Statik des Hauptbahnhofs vor. Noch immer könne die Bahn nicht zweifelsfrei beantworten, ob der Turm auf Eisen- oder Eichenholzpfählen stünde.

Stuttgart - Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 wirft der Bahn einen „dilettantischen Umgang“ mit der Frage nach der Statik des Hauptbahnhofs vor. Noch immer könne die Bahn nicht zweifelsfrei beantworten, ob der Turm und das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs auf Eisenbeton- oder Eichenholzpfählen und einzelne Bauteile gar auf beiden stünden, moniert Norbert Bongartz, der Sprecher des Bündnisses. Er fordert, dass die Bahn die Materialfrage einwandfrei klären müsse. „Das wäre mit Schrägbohrungen schnell und leicht festzustellen“, sagte er. Doch die Bahn wolle „unbequeme Erkenntnisse offensichtlich nicht zu früh offenbaren“.

 

Die Bahn hatte vergangene Woche erneut auf Statikberechnungen aus dem Jahr 1914 verwiesen, in denen von Eisenbetonpfählen die Rede ist. In anderen Quellen – etwa einer Bahnbroschüre zum 65-Jahr-Jubiläum des 1922 eingeweihten Bahnhofs – und in mündlichen Aussagen werden Eichenholzpfähle erwähnt. Die Frage ist deshalb wichtig, weil Holzpfähle beim Ausheben des Trogs und beim Absenken des Grundwassers mit Sauerstoff in Berührung kommen und faulen könnten, was ihre Tragfähigkeit gefährden würde.

Für den früheren Denkmalpfleger Bongartz lässt sich der Widerspruch der unterschiedlichen Quellenlage auflösen. So habe der Architekt Bonatz während des Baus auf die in Stahl und Glas geplante Bahnsteighalle verzichten und mit einer Holzkonstruktion vorlieb nehmen müssen. „Offenbar hat ihm während des Ersten Weltkriegs das begehrte Metall nicht mehr wie geplant zur Verfügung gestanden – auch nicht für die Fundamentpfähle“, folgert Bongartz.