Alice Kaiser, seit neun Jahren städtische Bürgerbeauftragte für Stuttgart 21 koordiniert künftig die Stuttgarter IBA-Aktivitäten. Das Rathaus muss nun einen neuen Ansprechpartner für Bürger suchen, die Probleme mit den Stuttgart-21-Baustellen haben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Nach neun Jahren gibt Alice Kaiser ihre Aufgabe als Bürgerbeauftragte der Stadt Stuttgart für Stuttgart 21 auf. In dieser Eigenschaft war die Diplom-Ingenieurin erste Ansprechpartnerin der Bürger, wenn es um die Umgestaltung des Bahnknotens ging – eine Art lebendiger Kummerkasten. Oder Prellbock, wenn es mal wieder hoch her ging im Umfeld von Stuttgart 21. Für Kaiser ist nach dem Großvorhaben vor dem Großvorhaben. Sie wechselt zwar die Aufgabe, nicht aber den Arbeitgeber. Weiter in Diensten der Stadt koordiniert sie künftig die Vorbereitung zur Internationalen Bauausstellung 2027. Wann genau der Wechsel stattfindet, müsse noch geklärt werden, erklärt Kaiser.

 

Die IBA als „Superchance für die Stadt“

„Die IBA ist eine Superchance für die Architekturstadt Stuttgart“, sagt Kaiser, die selbst als Architektin gearbeitet hat, über ihr neues Arbeitsumfeld. Der Stadt und der Region gehe es dank der wirtschaftlichen Lage sehr gut. Die IBA müsse aber eine Antwort auf die Frage geben, wie es am Neckar weiter geht, für den Fall dass sich der Automobilstandort mit sich wandelndem Mobilitätsverhalten konfrontiert sieht. Dabei sei man in der Verantwortung, Lösungen aus der jetzigen Position der Stärke heraus zu finden. Auch die IBA Emscher Park in Nordrhein-Westfalen in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts habe sich mit Strukturwandel befasst – allerdings nachdem der Niedergang der Kohle- und Stahlindustrie die Region an der Ruhr nachhaltig geprägt hatte. Das sei der große Unterschied zur prosperierenden Landschaft rings um Stuttgart. Auch das drängendste Problem der Region, der rare und teure Wohnraum, solle im Zentrum der IBA-Überlegungen stehen. „Wir müssen Ideen für die Wohnformen von morgen entwickeln“, sagt Kaiser.

Stürmische Zeit während der S-21-Schlichtung

Ihre neue Aufgabe dürfte weniger kontrovers werden, als es die bisherige zumindest zeitweise gewesen ist. „Die Schlichtung war eine stürmische Zeit“, sagt Kaiser rückblickend. Als Heiner Geißler zu bundesweit beachteten Gesprächen im Herbst 2010 ins Stuttgarter Rathaus bat, war Kaiser knapp ein Jahr im Amt als Bürgerbeauftragte für S 21. In dieser Funktion war sie Ansprechpartnerin für von der Baustelle beeinträchtigte Anwohner. Stellvertretend erinnert Kaiser an die zahlreichen Beschwerden, als mit großen Meißeln lärmintensiv die Tunnel unter Wangen und Untertürkheim vorgetrieben wurden. Es sei auch ihre Aufgabe gewesen, Kommunikationswege zu etablieren, sagt sie, sprich: Der Bürger sollte auch wissen, wo er bei Bedarf Dampf ablassen kann. Dieses Bedürfnis sei aber zuletzt spürbar zurückgegangen. Gleichwohl wird die Stadt die Stelle des Bürgeransprechpartners neu besetzen, bekräftigt ein Rathaus-Sprecher.