Obschon Bagger längst Fakten geschaffen haben, lebt der Protest gegen das Großprojekt. Zumindest etwas.

Leinfelden - Der Protest hat nur mäßig in die Filderhalle gelockt. Der Verein Lebenswertes Leinfelden-Echterdingen hatte eingeladen zu einer Infoveranstaltung zu Stuttgart 21, nein: gegen Stuttgart 21. Der grobe Schwerpunkt des Abends: der Planfeststellungsabschnitt auf der Filderebene. 40 Besucher saßen auf den Stühlen, der große Rest der Sitzgelegenheiten: leer. Trommelt der Protest an dem Großprojekt immer weniger Gleichgesinnte zusammen? Oder haben die meisten aufgegeben, sind müde, sich mit den ständigen Kostensteigerungen, Bauverzögerungen und Planänderungen zu beschäftigen, sich gar dagegen zu wehren?

 

Diverse Gruppierungen werden nicht müde

Dabei hören diverse Gruppierungen – von Schwabenstreich bis Obenbleiber – nicht auf, zu ihren Veranstaltungen einzuladen. Obschon Bagger seit Jahren Fakten schaffen – im Stuttgarter Kessel, aber seit Monaten auch auf den Fildern. Der Fildertunnel ist fast fertig gegraben.

„Ich glaube, dass sich tatsächlich nur noch wenig verändert“, sagt ein Besucher in Leinfelden resigniert. Andere klingen optimistischer. „Ich setze darauf, dass sich durch die Unzufriedenheit der Bürger noch etwas tut“, sagt ein Leinfeldener. Eine Frau hofft auf Verbesserungen und macht dies daran fest, dass der Frust der Menschen immer größer werde über die Politiker, die angeblich stur an Plänen festhalten würden. „Bei Stuttgart  21 ist wegen der Bauproblematik noch ein Umstieg 21 möglich“, behauptet sie.

So etwas wie der Chef-Kämpfer

Ungeachtet der leeren Stuhlreihen – einer, der noch feurig kämpft, ist Steffen Siegel. Muss er auch, er ist als Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Filder so etwas wie der Chef-Kämpfer. Und er ist ein Kenner des Themas. Entsprechend rattert er Details runter. Siegel ist für das Aus von Stuttgart 21 in seiner herkömmlichen Form, er ist für den Erhalt der Gäubahn und der Panoramastrecke, er mäkelt am dritten Gleis am S-Bahnhof am Flughafen und über die ständig steigenden Kosten eh.

Dass viele der Stühle in der Filderhalle in Leinfelden leer geblieben sind am Montag, das stürzt ihn nicht in Depressionen. Im Gegenteil. „Ich hätte mit weniger gerechnet“, sagt er. Es ist eben immer Einstellungssache, ob ein Saal zu drei Viertel leer oder zu einem Viertel voll ist.