Direkt neben dem Langwieser See bei Stuttgart-Plieningen fahren derzeit Lastwagen und Bagger herum und schichten Erdhaufen auf. Das hat mit Stuttgart 21 zu tun. Denn wegen der Baustellen muss der gute Filderboden in Sicherheit gebracht werden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Plieningen - Je schöner das Wetter wird, und je länger vieles heruntergefahren ist, desto mehr zieht es die Menschen nach draußen. Wer dieser Tage am Langwieser See bei Stuttgart-Plieningen spaziert, dem wird zweifellos aufgefallen sein, dass auf einer Feldfläche, direkt angrenzend zum Seegebiet, hohe Erdhaufen aufgeschichtet sind. Über eine Zufahrt, die von der L 1192 kommt, fahren Lastwagen an, ein Bagger verlädt die angefahrene Erde auf den Erdhaufen.

 

Ist eine weitere Baustelle für Stuttgart 21 geplant?

Was ist da los? Ist eine weitere Baustelle für Stuttgart 21 geplant – ganz nah am Naturdenkmal Langwieser See und der dortigen Flora und Fauna? Ein Sprecher der Bahnprojektes Stuttgart-Ulm kann Entwarnung geben. Bei der Fläche handele es sich lediglich um ein „temporäres Oberbodenlager“, gibt er Auskunft. Und das ist eigentlich ziemlich spannend.

Denn die Felder, die derzeit nahe der Autobahn, am Rand von Plieningen, in Baustellen für Stuttgart 21 umgewandelt werden, sollen nach Abschluss der Bauarbeiten wieder landwirtschaftlich nutzbar sein. Darum werde der Oberboden – in dem der wertvolle Lösslehm enthalten ist, durch den die Filder mit die fruchtbarsten Böden Deutschlands haben – abgetragen, aufbewahrt und nach Abschluss der Bauarbeiten wieder zurück auf die Feldflächen gebracht. „Da gibt es genaue Vorschriften“, so der Bahnsprecher, und auch die Rekultivierung der Flächen selbst sei im Planfeststellungsbeschluss – der bestimmt, was wo wie für Stuttgart 21 gebaut wird – festgelegt.

Störende Einflüsse sollen minimiert werden

Aufbewahrt werden soll der Oberboden nun zum Teil direkt am Langwieser See. „Für die Genehmigung wurden dem Eisenbahnbundesamt sowie Umweltbehörden selbstverständlich Umweltgutachten vorgelegt und von den Behörden bewertet“, berichtet der Bahnsprecher weiter. Das Umfeld sei dabei auf dort lebende Tierarten untersucht worden, und die Befüllung der Fläche erfolge eben jetzt, in der Winterzeit, um „Störeinflüsse auf die Vogelwelt zu minimieren“.

Allzu hoch dürfe der Boden gar nicht aufgeschichtet werden, und zusätzlich solle er begrünt werden: „Da die Fläche vor der Nutzung als Oberbodenlager für intensive Landwirtschaft genutzt wurde“, erklärt der Bahnsprecher, „stellt das Oberbodenlager für die Vogelwelt durch die Ansaat einer speziellen Blühmischung eine deutliche ökologische Verbesserung für die Nutzungsdauer dar“. Und die wird vermutlich bis 2023 oder 2024 sein, wenn die Bauarbeiten für die Stuttgart-21-Trasse auf den Fildern abgeschlossen sind.

Zwar sei der Langwieser See ein Naturdenkmal, betont der Bahnsprecher, aber eben kein Naturschutzgebiet, wo andere Vorgaben gelten würden – und gemäß der Bestimmungen sei das temporäre Oberbodenlager hier zugelassen.

Einige umgesiedelte Tiere leben bereits hier

Am Langwieser See leben neben Enten und Blesshühnern auch viele Frösche, Reiher und weitere Tierarten. Im Umfeld des Sees gibt es ein Gebiet, das bereits der Bahn gehört: Hier ist ein künstlicher See angelegt worden, an dem besonders geschützte Teichfrösche leben. Die sind umgesiedelt worden, weil ihr eigentlicher Lebensraum, am Regenrückhaltebecken am Frauenbrunnenbach, ebenfalls für Stuttgart-21-Bauarbeiten benötigt wird.

Ähnlich ist es den Zauneidechsen ergangen, die im Bereich Frauenbrunnen lebten: Sie sind bereits vor einer Weile auf einen dreieckigen Zipfel Land an der Ecke Echterdinger Straße/L1192 umgesiedelt worden.