Das gab es wohl noch nie: Der Chef des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm kritisiert die Bahn dafür, dass sie keine ICE-Züge am Flughafenbahnhof von S 21 halten lassen will. Auch OB Kuhn spricht von „einer Verlässlichkeitsprüfung für die Bahn“.

Stuttgart - Die Bahn bekommt für ihre Abkehr von einem ICE-Halt am Stuttgarter Flughafen Gegenwind aus den eigenen Reihen. „Wenn dort zukünftig keine ICE zumindest im Stundentakt halten, ernten wir zu Recht Unverständnis von allen Seiten“, sagte der Vorsitzende des Vereins Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, Georg Brunnhuber (CDU), am Dienstag. Die Aussagen der Bahn-Tochter DB Fernverkehr, dass an dem neuen S-21-Halt am Flughafen an Werktagen nur drei Ferneverkehrszüge nach Ulm und München vorgesehen seien plus drei Züge aus der Gegenrichtung seien „eine nicht nachvollziehbare Abkehr von allen bisher getroffenen Aus- und Zusagen“, so Brunnhuber. Er könne sich nicht vorstellen, dass die Projektpartner von Stuttgart 21 „diesen Vorschlag eines Betriebskonzeptes gutheißen und akzeptieren.“. Daher lehne er diese Planung ab und werde sich stattdessen „für ein sinnvolles Betriebskonzept einsetzen“.

 

OB Kuhn nimmt den Bund in die Pflicht

Auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hält die Frage nach dem Fernverkehrsangebot am künftigen Flughafenbahnhof für „eine Verlässlichkeitsprüfung für die Bahn“. Als vor neun Jahren der Finanzierungsvertrag von Stuttgart 21 unterzeichnet wurde, sei von einer „Verkehrsdrehscheibe am Flughafen die Rede gewesen, an der sich Straßen- und Luftverkehr sowie Fern- und Regionalverkehr der Bahn begegnen“, sagte Kuhn am Dienstag gegenüber unserer Zeitung. Spätestens zur nächsten Sitzung des S-21-Lenkungskreises wolle er detaillierte Informationen der Bahn zu diesem Thema. „Danach bewerten wir, ob wir hinter die Fichte geführt wurden“, so Kuhn.

Der Oberbürgermeister nahm zudem die geschäftsführende Bundesregierung und die Sondierer der Großen Koalition in Berlin in die Verantwortung. Sie müssten „die Verlässlichkeit der Bahn garantieren“. Es seien größere Investitionen in den öffentlichen Schienenverkehr notwendig – und mehr Kontrolle darüber, wofür das Geld ausgegeben wird. Auch nach der Privatisierung der Bahn habe der Bund die Kontrolle über den Schienenkonzern nie abgegeben: „Aber er nimmt sie nicht wahr.“