Für die bis zu zweieinhalb Meter dicke Bodenplatte des Durchgangsbahnhofs von Stuttgart 21 ist nun die letzte fehlende Genehmigung erteilt. Noch vor den Sommerferien soll es eine symbolische Grundsteinlegung im Schlossgarten geben.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Volker Kefer, scheidender Bahninfrastrukturvorstand, hat im Nachgang zur Sitzung des Stuttgart-21-Lenkungskreises am Donnerstag mit Nachdruck festgestellt: „Das Projekt wird gebaut“. Der Bahnmanager wollte damit offensichtlich der von Projektkritikerseite nach Bekanntwerden der neuen Kosten- und Terminrisiken angefachten Um- oder Ausstiegsdiskussion die Grundlage entziehen.

 

Zäher Genehmigungsprozess

Nur einen Tag nach Kefers Bekenntnis zum milliardenschweren Umbau des Stuttgarter Bahnknotens ist der Projektgesellschaft ein lang erwartetes Schreiben ins Haus geflattert. Das Eisenbahn-Bundesamt hat das Betonieren der Bodenplatte im Durchgangsbahnhof nach zähem Genehmigungsprozess freigegeben. Zuletzt hatte die Bahn noch den Nachweis erbringen müssen, dass der Beton den Temperaturschwankungen in dem Bahnhof standhält. Wegen der ungewöhnlichen Konstruktion des von Architekt Christoph Ingenhoven entworfenen Bauwerks helfen an vielen Stellen die einschlägigen Regelungen der Bauordnung nicht weiter. In diesen Fällen muss sich die Bahn bei der Genehmigungsbehörde um eine sogenannte Zustimmung im Einzelfall (ZIE) bemühen. Diese sei nun eingetroffen, sagt Michael Pradel, Leiter des Bauabschnitts rund um den Bahnhof im Talkessel. Nachdem im Januar bereits im Baufeld 16 auf Höhe des ehemaligen Zentralen Omnibusbahnhofs eine Abdichtschicht betoniert worden war, will Pradel nach der jüngsten Genehmigung keine weitere Zeit verlieren. Von Mitte Juli an wird die Bewehrung ausgebracht, ein Stahlgeflecht, das dann mit Beton ausgegossen wird. Die bis zu 32 Millimeter starken Stahlstäbe werden in einem eigens eingerichteten Biegewerk in der Nähe in die benötigte Form gebracht und auf Lastwagen auf die Baustelle gekarrt. Rund 5000 Kubikmeter Beton bilden schließlich die tonnenschwere Bodenplatte, der Baustoff wird vor Ort gemischt.

Platte wird bis zu 2,5 Meter dick

Die Dicke des Bauwerks schwankt zwischen 1,2 und 2,5 Meter. Weniger mächtig ist die Platte dort, wo später einmal die acht Gleise des Bahnhofs liegen werden, die dickeren Teile bilden die Bahnsteige. Die nun erteilte Genehmigung gilt für die Platte auf der gesamten Länge der gut 400 Meter langen Bahnsteighalle. Eine weitere Ausnahmegenehmigung benötigen die Bauleute aber noch an der Stelle, an der der Bahnhof über den bestehenden S-Bahngleisen auf einer Brücke liegt. Wegen der Komplexität des Bauwerks wird die Wartung dieser Brücke erschwert, was ebenfalls eine ZIE nötig macht.

Gut zweieinhalb Monate werden ins Land gehen, bis die Bodenplatte, die wegen ihrer Größe in Abschnitte unterteilt wird, gegossen ist. Zumindest für ein paar Stunden werden die Arbeiten in diesem Zeitraum nochmals ruhen. Mit der Genehmigung in der Tasche macht sich die DB-Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm (PSU) verstärkt auf die Suche nach einem Termin für die Grundsteinlegung. Wenn möglich soll dieser symbolische Akt, der einiges an politischer Prominenz in die Landeshauptstadt locken dürfte, noch diesen Monat über die Bühne gehen. „Die Grundsteinlegung für dieses einzigartige Bauwerk ist von großer symbolischer Bedeutung: Großer Bahnhof für einen großen Bahnhof. Wir hoffen in Abstimmung mit unseren Projektpartnern und Architekt Christoph Ingenhoven auf einen Termin noch vor den Sommerferien“, sagt Manfred Leger, Chef der PSU. Nicht nur für die Honoratioren sei der Termin denkwürdig. „Endlich können die Bürger sehen, wie der neue Hauptbahnhof wächst.“