Der Bahn fehlt eine Genehmigung, nachts eine weniger störende Bauweise in Wangen zu nutzen. Der von der Stuttgart-21-Baustelle ausgehende Lärm und die Erschütterungen ärgert die Anwohner von Wangen. Nun haben sie sich Luft gemacht.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der von der Stuttgart-21-Baustelle ausgehende Lärm und die Erschütterungen sind für die Anwohner des Stadtbezirks Wangen das bestimmende Thema. Dies ist bei einem Bürgerinformationsabend am Mittwoch nochmals deutlich geworden. „Der 24-Stunden-Betrieb auf der Baustelle bringt Beeinträchtigungen mit sich, die für einige sehr heftig sind“, sagte Alice Kaiser, die städtische Bürgerbeauftragte für das Bahnprojekt.

 

Seit Oktober 2015 bemühen sich die Bahn und die Baufirmen um eine Genehmigung, auch nachts in den Tunneln sprengen zu dürfen. Derzeit kommt in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr ein Meißel zum Einsatz, der den Betroffenen aber den Schlaf raubt. Einige von ihnen haben deshalb das Angebot der Bahn angenommen, vorübergehend ins Hotel umzuziehen.

Betroffene fordern Entschädigung, keinen Hotelaufenthalt

Ein Vorgehen, das am Mittwochabend gleichfalls in der Kritik stand. Ein Bürger geißelte es als „Phantomangebot. Warum bezahlt die Bahn nicht Entschädigungen in Höhe der Hotelkosten?“ Ein Ansinnen, das der Bahn-Anwalt Peter Schütz zurückwies. Die Bahn sei gehalten, zunächst durch geeignete Maßnahmen des Lärmschutzes die Betroffenheit zu minimieren. „Und dazu gehört nach unserer Auffassung auch das Angebot, vorübergehend in ein Hotel zu ziehen“. Erst wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, könne die Bahn auch Geld als Entschädigung anbieten.

Eine Sichtweise, der sich das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) anschließt. In Schreiben an betroffene Anwohner heißt es, das Angebot zur Hotelübernachtung stelle eine Maßnahme dar, „die die Einhaltung der Nachtruhe gewährleistet“. Damit befinde sich die Bahn im Einklang mit dem Planfeststellungsbeschluss. Die im Netzwerk Wangen/Untertürkheim zusammengeschlossenen projektkritischen Anwohner bestreiten das ganz entschieden. „Dass das Käse ist, versteht sich schon aus dem Sprachgebrauch“, erklärt Sabine Reichert von den Netzwerken, die als Parteilose im Untertürkheimer Bezirksbeirat sitzt. Die von Peter Schütz vorgenommene Interpretation sei „völlig unhaltbar“.

Die Entscheidung der Behörde lässt auf sich warten

Eine Entscheidung, ob die Deutsche Bahn ein weniger belastendes Bauverfahren einsetzen darf, zieht sich derweil hin. Bei der dafür zuständigen Landesbergdirektion heißt es lediglich, man prüfe die vorliegenden Gutachten gründlich.

Unterdessen nutzt die Bahn einen eigens eingerichteten Kanal des Kurznachrichtendienstes Twitter und ihre Webseite, um mit einigen Stunden Vorlauf Sprengtermine in den Tagstunden anzukündigen.