Das Genehmigungsverfahren für den Abstellbahnhof in Untertürkheim beginnt von vorn. Der Neubau der Wartungsanlage wird notwendig, weil im Zuge von Stuttgart 21 der bisherige Standort am Rosenstein entfällt.
Stuttgart - Die Bahn steigt neu in das Genehmigungsverfahren für den bei Stuttgart 21 geplanten Abstellbahnhof in Untertürkheim ein. Die Wartungseinrichtungen, in denen Züge instand gesetzt und gereinigt werden, sollen auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs zwischen Benz- und Augsburger Straße entstehen. Das 2004 in Gang gesetzte Genehmigungsverfahren ruhte zuletzt, nun wird ein ganz neues begonnen.
Mehr Gleise sollen verlegt werden
Nach Angaben der Bahn ändert sich vor allem die Lage der Gleise auf der Westseite des geplanten Bahnhofs. Demnach hat das Unternehmen zwei sogenannte Überwerfungsbauwerke – Brücken, die es ermöglichen, kreuzungsfrei das Gegengleis zu queren – als verzichtbar erkannt. Stattdessen werden Weichen eingebaut, um die Abstellanlage an die Strecken Richtung Bad Cannstatt und Waiblingen anzubinden. Zudem sehen die Pläne vor, knapp 8,9 Kilometer neue Gleise zu verlegen. Bisher gab die Bahn eine Gesamtlänge von 7,4 Kilometern an. Zum Vergleich: der Abstellbahnhof am Rosenstein, der durch den Neubau in Untertürkheim ersetzt werden soll, hat laut Planunterlagen aus dem Jahr 2004 eine Gleislänge von 17,6 Kilometern.
Bahn: Einsparung in Millionenhöhe
Die Bauherrin verspricht sich von ihren modifizierten Plänen Einsparungen von mehr als 100 Millionen Euro. Durch den Verzicht auf die Brückenbauwerke sei zudem mit weniger Lärm zu rechnen. Die planerische Ehrenrunde gefährde den Zeitpunkt der Inbetriebnahme nicht, sagte ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros auf Anfrage am Mittwoch. Für den vergleichsweise kurzen Abschnitt, im Bahnjargon der Planfeststellungsabschnitt 1.6b, kalkuliert der Schienenkonzern mit einer Bauzeit von drei Jahren.
Kritiker sprechen von „Offenbarungseid“
Der Stuttgarter Regionalverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wertet das neue Genehmigungsverfahren als „Offenbarungseid für die Bahn“. Geschäftsführer Gerhard Pfeifer prognostiziert einen Zeitverzug von mindestens zwei bis drei Jahren. „Eine Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Jahre 2021 ist völlig unrealistisch.“ Dass die Bahn die Gleislänge gegenüber den ursprünglichen Plänen so deutlich ausweite und zudem noch Anlagen in den Stadtbezirken Münster und Obertürkheim nutzen wolle, zeige, „dass die bisherigen großen Abstellkapazitäten am Rosensteinpark nicht ohne Weiteres ersetzbar sind“.
Zwei Genehmigungen stehen noch aus
Die Deutsche Bahn hat die Pläne für die Neuordnung des Stuttgarter Bahnhofs in insgesamt sieben Abschnitte unterteilt. Für den Untertürkheimer Abstellbahnhof wie auch für die Streckenführung rund um den Flughafen und zwischen Echterdingen und Rohr fehlt der Bauherrin noch die Genehmigung. In den übrigen fünf Teilbereichen laufen die Arbeiten bereits.