Die Bahn will eine Bahnbrücke für Stuttgart 21 anders bauen als bisher geplant. Die Stadt Stuttgart ist dagegen, weil sie das Mineralwasser schützen will. Zur Sitzung des Bahn-Aufsichtsrats am Mittwoch wurden weitere Details bekannt, die die Stuttgarter Bürger unmittelbar betreffen.

Stuttgart - Am Mittwoch tagt der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG. Auf der Tagesordnung des Gremiums steht auch der Quartalsbericht zum Projekt Stuttgart 21 sowie die Überführung der bisherigen DB Projektbau in eine neue Struktur. In dem entsprechenden Papier, das der StZ vorliegt, schlägt Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer die Aufteilung der eigenständigen „DB-Projekt Stuttgart-Ulm GmbH“ in eine Managementgesellschaft und eine Vermögensgesellschaft (Assetgesellschaft) vor.

 

Alle Mitarbeiter der Projekte Stuttgart 21 und ICE-Trasse Wendlingen–Ulm sollen künftig unter dem Dach der Managementgesellschaft zusammengefasst werden. Vier namentlich nicht benannte Geschäftsführer, davon einer als Vorsitzender der Geschäftsführung, werden von einem vier- bis sechsköpfigen Beirat mit beratender Funktion unterstützt. Die Aufgabenfelder der Geschäftsführung umfassen Projektmanagement und -steuerung, Finanzen und Controlling sowie Risikomanagement. Die Geschäftsführer sollen direkt dem Bahn-Vorstand berichten.

Wagenburgtunnel sperren, Bahndirektion abreißen

Die neue Bahn-Tochter soll zum 1. September ihre Arbeit aufnehmen. Die Gründung der Assetgesellschaft bedarf noch der Klärung rechtlicher Voraussetzungen sowie der Zustimmung des Bahn-Eigentümers Bund. Diese Gesellschaft soll die Zuschüsse des Bundes und der EU für die Neubaustrecke sowie von Land und Stadt als Projektpartner von S 21 bündeln und verwalten.

Neben der neuen Struktur enthält die Vorlage für den Aufsichtsrat auch interessante, bisher nicht bekannte Details über den derzeitigen Stand und weiteren Ablauf des Projekts. So muss etwa der Wagenburgtunnel laut Quartalsbericht zeitweise „zur Beweissicherung“ für die darüber liegenden Grundstücke und Häuser zu einem nicht näher benannten Zeitpunkt der Bauarbeiten gesperrt werden. Auch den kompletten Abriss der alten Bundesbahndirektion – von der Stadt vehement abgelehnt – hat die Bahn noch nicht ad acta gelegt. Dadurch könnte der Konzern nach eigenen Berechnungen 12,5 Millionen Euro sparen.

Und die Neckarbrücke?

Im Konflikt mit der Stadt ist die Bahn auch wegen der neuen Bahnbrücke über den Neckar: Die Planer würden die Stützpfeiler gern um einen bis drei Meter gegenüber dem Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs versetzen, der Brückenarchitekt habe laut dem Papier Zustimmung signalisiert. Die Stadt verweigert ihr Plazet aber aus Gründen des Mineralwasserschutzes. Die Konsequenz wäre eine erneute Planänderung.

Bei der S-Bahn-Strecke zwischen Rohrer Kurve und Flughafen (Planfeststellungsabschnitt 1.3), die dank einer Sondererlaubnis des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU) zunächst nur bis 2035 auch von Fernzügen befahren werden darf, will sich dem Bahn um eine Verlängerung dieser Ausnahmegenehmigung bemühen. Als „Risiko“ hat die Bahn auch einen Betrag von 3,8 Millionen Euro für den Schallschutz entlang der Filderstrecke veranschlagt.