Die Bahn hat ein positives Fazit nach ihrer Infoveranstaltung gezogen. Nach der Premiere vom Sonntag sollen weitere Sendungen über einzelne Baumaßnahmen bei Stuttgart 21 folgen.

Stuttgart - Wie die ungewohnte Form, die Bürger über die Tiefen des Grundwassermanagements vor laufenden Kameras in einer Livesendung zu informieren, bei den Zuschauern angekommen ist, wird sich wohl erst in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Bis jetzt sind die Reaktionen und Resonanz auf die Informationsveranstaltung der Bahn noch überschaubar. Immerhin ist aber die Einschaltquote des regionalen Senders Regio TV, der die Sendung am Sonntag live ausgestrahlt und am Montag noch einmal wiederholt hat, recht vielversprechend: durchschnittlich 17 000 Zuschauer haben die Sendung konstant gesehen. Im Internet verfolgten weitere rund 3400 Interessierte die Ausführungen der Experten.

 

Die Bahn selbst und die beteiligten Gutachter haben derweil bereits direkt nach Sendeschluss ein erstes Fazit gezogen. „Wir sind zwar keine Gottschalks oder Wickerts, ich habe aber dennoch ein gutes Gefühl, dass wir alles rüberbringen konnten“, befand etwa der Projektleiter von Stuttgart 21, Stefan Penn, der durch die Sendung geführt und die einzelnen Fachvorträge anmoderiert hatte. Diese waren von den Experten zwar „möglichst einfach gehalten“ worden, so Theo Westhoff vom Büro Aquasoil Ingenieure & Geologen, dessen Thema unter anderem die Mineralquellen waren. Die vielen Fachbegriffe und Folien, ohne die derart komplexe Sachverhalte wie die Konstruktion von Tunnelröhren durch verschiedene Gesteinsschichten offenbar nicht auskommen, machten die Vorträge aber dennoch teilweise zur schwer verdaulichen Kost. Er habe sich bemüht, die Ausführungen auf ein verständliches Level zu bringen, so Westhoff. „Die Kunst bei diesem Format liegt darin, den Spagat zwischen wissenschaftlichem Anspruch und dem Wissen der Bürger zu schaffen.“

Bahn denkt über Fortsetzung nach

Der Projektsprecher Wolfgang Dietrich, der das Konzept für die Informationsveranstaltung entwickelt hat, fand „den Versuch mit einem neuen Format“ derweil nicht nur sehr ermutigend, er denkt bereits über eine Fortsetzung nach. Denkbar sei etwa, so Dietrich, das Thema Baulogistik, das ebenfalls mit vielen Betroffenheiten verbunden ist, auf diese Art und Weise aufzubereiten. Und auch über andere Baumaßnahmen bei Stuttgart 21 könnten die Bürger künftig immer wieder via Fernsehen und Internet informiert werden.

Die Kritik an dem gewählten Format, die wegen der Ausgrenzung der Bürger und der fehlenden Dialogmöglichkeiten unter anderem die Landeshauptstadt übte, kann Dietrich nach der Premiere vom Sonntag jedenfalls nicht nachvollziehen. „Beim Filderdialog gab es schon sechs Wochen vorher Streit um die Auswahl der Teilnehmer. Auf diesem Weg können sich alle interessierten Bürger informieren – ohne Priorisierung oder Vorauswahl“, so der Projektsprecher.

Kein breit angelegtes Bürgerforum

OB Wolfgang Schuster hätte das Thema Grundwasser lieber in einem breit angelegten Bürgerforum abgehandelt, was der Anwalt Josef-Walter Kirchberg aber für kaum umsetzbar hält. Man habe in der Sendung zwei Stunden Zeit gebraucht, um die komplexe Materie in einer reinen Vortragsreihe einigermaßen mit allen Gesichtspunkten zu beleuchten, so der Jurist von der Stuttgarter Kanzlei Kasper Knacke. „In einem großen Saal und einem Dialog zwischen unterschiedlichen Parteien ist man nach sechs Stunden noch nicht am Ende.“ Die Veranstaltung sei im Übrigen ein reines Informationsangebot für Bürger gewesen, den Versuch halte er für sehr gelungen, so Kirchberg. Und der Moderator und Projektleiter Stefan Penn verspricht schon mal: „Das war nur der Anfang.“