Lange war das Bahnprojekt Stuttgart 21 umstritten, manche würden sogar sagen: umkämpft. Proteste gibt es zwar noch immer, doch die Arbeiten laufen. An diesem Dienstag beginnt der Bau des Herzstücks - auf einem hochsensiblen und emotional aufgeladenen Gelände.  

Lange war das Bahnprojekt Stuttgart 21 umstritten, manche würden sogar sagen: umkämpft. Proteste gibt es zwar noch immer, doch die Arbeiten laufen. An diesem Dienstag beginnt der Bau des Herzstücks - auf einem hochsensiblen und emotional aufgeladenen Gelände.

 

Stuttgart - Vier Jahre nach den Massenprotesten gegen das umstrittene Milliardenvorhaben Stuttgart 21 beginnen an diesem Dienstag die Bauarbeiten am Herzstück des Bahnprojekts. Auf dem Schauplatz der damaligen Auseinandersetzungen - dem Schlossgarten neben dem bisherigen Kopfbahnhof - wird der Trog für die geplante unterirdische Durchgangsstation ausgehoben, die laut Bahn Ende 2021 in Betrieb gehen soll.

Die Gegner des Projektes erwarten am Dienstag zu einer „Bannerparade gegen die Bahn-Show“ mehrere hundert Teilnehmer. Am Montag riefen die S-21-Kritiker zur 232. Montagsdemo gegen das „Milliardengrab“ auf. Weder hochrangige Bahnvertreter, noch Landespolitiker sind zum Spatenstich am Dienstag geladen - vermutlich, um den angekündigten Protest nicht noch zusätzlich anzuheizen.

Es ist allerdings nicht der Baustart für das weiträumige Projekt generell, der war im Februar 2010. Längst wird am Tunnelsystem gearbeitet, über das die Züge Ende 2021 den unterirdischen Durchgangsbahnhof erreichen sollen. Die Gesamtkosten für Stuttgart 21 liegen bei bis zu 6,5 Milliarden Euro, wobei noch fraglich ist, wie zusätzliche Kosten auf die Projektpartner verteilt werden. Kritiker vermuten nach wie vor, dass die Kosten bis zum Ende doch noch auf bis zu 10 Milliarden klettern könnten. Hinzu kommen 3,3 Milliarden Euro für die Neubaustrecke vom Stuttgarter Flughafen nach Ulm.

20 Millionen Tonnen Erde und Abraum sollen insgesamt abgefahren werden, größtenteils mit Zügen. In Spitzenzeiten im nächsten Jahr sollen täglich bis zu 13 Züge beladen werden. Die Erdmassen werden laut Bahn auf Deponien gebracht; mit einem Fünftel des Aushubs werden ehemalige Kali-Halden in Thüringen und Sachsen-Anhalt verfüllt.

Von den Protesten in Erinnerung geblieben ist über Baden-Württemberg hinaus vor allem eine eskalierte Demonstration im Schlossgarten im September 2010. Damals waren bei einem äußerst harten Polizeieinsatz mit Wasserwerfern mehr als 160 Menschen verletzt worden. Um die Aufklärung der Hintergründe bemüht sich derzeit bereits ein zweiter Untersuchungsausschuss des Landtags, etwaige strafrechtlich relevante Schuldfragen werden zugleich vor Gericht verhandelt.