Im Schlossgarten stehen weitere Versetzungsaktionen an. Etliche Kunstwerke und Denkmäler müssen den Stuttgart-21-Bauarbeiten weichen.

Stuttgart - Bevor im Mittleren Schlossgarten demnächst die ersten Bagger und Baumaschinen anrollen und für den neuen Tiefbahnhof von Stuttgart 21 in die Tiefe gegraben wird, stehen nach den Baumarbeiten noch einige weitere gewichtige Versetzungsaktionen an. Etliche Kunstwerke und Denkmäler, die zum Teil schon seit Großvaters Zeiten in den Anlagen stehen, sind den Planungen der Deutschen Bahn im Weg und müssen weichen. Manche von ihnen werden an einen neuen Standort versetzt, andere müssen wohl für einige Jahre eingelagert werden – und verschwinden somit zunächst für lange Zeit aus dem Stadtbild.

 

Eberhardsgruppe

Er ist sozusagen der letzte Widerstandskämpfer im Mittleren Schlossgarten: Graf Eberhard im Bart, der im „Württemberger-Lied“, der heimlichen Landeshymne, als reichster unter allen deutschen Fürsten besungen wird. Zwar sei sein Land arm an Reichtümern, so berichtet die Legende, sein Volk liebe ihn aber dennoch bedingungslos und er müsse sich vor nichts und niemandem fürchten. „Ich mein Haupt kann kühnlich legen jedem Untertan in Schoß“, heißt es in der Kerner-Ballade, zu dem der Bildhauer Paul Müller im Jahr 1881 die Eberhardsgruppe schuf.

Als das Protestcamp noch stand, war der bärtige Graf mit Transparenten und Parolen geschmückt, jetzt wartet auf das zehn Tonnen schwere Denkmal der Abtransport. Nach den Plänen des Landesamtes Vermögen und Bau, das die Liegenschaften des Landes verwaltet und Baumaßnahmen durchführt, soll es in den Oberen Schlossgarten umziehen. Dort bekommt der umzugserfahrene Graf einen neuen Platz im „Lesegarten“ direkt neben dem Ferdinand-Leitner-Steg – statt auf den Bahnhofsturm schaut er dann auf das Neue Schloss.

Stuttgarter Tor

Die Plastik „Schichtung 107“ des Bildhauers Thomas Lenk wurde wie etliche andere Kunstwerke auch zur Bundesgartenschau 1977 für die Ausstellung „Konzept und Raum“ im Schlossgarten angeschafft. Nun muss das sechs Meter hohe „Stuttgarter Tor“ auf dem Weg zwischen Klett-Passage und Landespavillon Platz für eine Baulogistikstraße machen. In die Suche nach einem neuen Standort soll der Künstler selbst miteinbezogen werden, sagt Gerd Dieterich vom Stuttgarter Kulturamt. Angedacht ist, es nach Fertigstellung von Stuttgart 21 im neu geschaffenen Park zu installieren, also etwa 2020. „Das Werk ist uns zu wichtig, um es in einem Außenbezirk aufzustellen. Es muss in der Stadtmitte bleiben“, so Dieterich. Die nächsten Jahre soll das stählerne Kunstwerk nun beim Gartenamt im Stadtteil Fasanenhof eingelagert werden. Weil es in den vergangenen Wochen verschmiert und mit Protestnoten verklebt wurde, muss es zuvor restauriert und gereinigt werden.

Farbraumprojekt

Auch die Großplastik des Malers und Kunstprofessors Georg Karl Pfahler, der an der Stuttgarter Kunstakademie bei Willi Baumeister studierte, wurde von der Stadt Stuttgart zur Bundesgartenschau 1977 gekauft. „Diese Plastik zu besitzen, ist ein Glücksfall für die Stadt“, sagt Kulturreferent Dieterich. Das Kunstwerk steht als raumgewordenes Bild auf einem kleinen Hügel beim Gebhard-Müller-Platz und damit auf einer künftigen Baustellenfläche. Es soll ebenfalls eines Tages im neuen Park installiert werden und wird bis dahin eingelagert. Den Transport der vier Meter hohen und drei Meter langen Stahlplatten übernimmt eine Kunstspedition. Die Details werden laut Dieterich demnächst mit allen Beteiligten besprochen.

Grenadierlöwe

Der steinerne Löwe in der Nähe des Planetariums ist seit jeher ein beliebter Treff für Liebespaare. Das Denkmal symbolisiert das Wappen des Herzogtums Schwaben und ist dem Grenadierregiment der Königin Olga als Andenken gewidmet – mit den in Stein gemeißelten Zeilen Hölderlins: „O Du der Geisteskräfte Gewaltigste. Du Löwenstolz des Vaterlandes“. Der Grenadierlöwe, wie er genannt wird, steht im Bereich des künftigen Bahnhofausgangs und soll für die Dauer der Arbeiten innerhalb des Schlossgartens versetzt werden.

Fitz-Faller-Brunnen

Fitz-Faller-Brunnen Die Brunnenanlage mit ihren unterschiedlichen Wassertischen wurde 1961 zur Bundesgartenschau errichtet und sprudelte seither von Mai bis September. Da sie mitten im eingezäunten Baufeld steht, muss sie abgebaut werden. Einen neuen Standort gibt es noch nicht, sie wird daher ebenfalls eingelagert.

Hauser-Röhre

Im Bereich des Landespavillons steht eine Röhrenskulptur des Bildhauers Erich Hauser, der in Stuttgart mit einigen Kunstwerken vertreten ist, etwa auch vor dem Rotebühlbau und am Kernerplatz. Die Skulptur im Schlossgarten gehört zum Besitz der Staatsgalerie und muss ebenfalls für Stuttgart 21 abgebaut werden. Einen neuen Standort für das drei Meter hohe Kunstwerk „Stahl 4/67“ von 1967 gibt es offenbar noch nicht. Sie wird nach dem Abbau zunächst restauriert, so Anette Frankenberger von der Staatsgalerie. Dann verschwindet wohl auch dieses Kunstwerk für einige Zeit in einem Lager.