Mit neuer 3-D-Technik möchte der Stuttgart-21-Verein bei Gästen des Turmforums punkten. Die Besucher können den Tunnelbauern über die Schulter schauen. Außerdem unternimmt die Bahn einen neuen Anlauf, auch den Durchgangsbahnhof virtuell erlebbar zu machen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Rund sieben von 60 Tunnelkilometern hat die Bahn für das Großprojekt Stuttgart 21 bisher unter der Stadt vorangetrieben. Zu sehen bekommt der Großteil der Bevölkerung davon eher wenig – es sei denn, man wohnt in Hör- und Sichtweite einer der Baustellen. „Wir können mehr, als nur Dreck und Lärm zu machen“, sagt Manfred Leger, Chef der DB-Projektgesellschaft. Mit einem neuen Angebot will der S-21-Verein im Turm des Bahnhofs diese Aussage bekräftigen. In einem gut sieben Minuten langen Film können sich die Besucher des Turmforums den Tunnelblick verpassen.

 

14 Kameras zugleich im Einsatz

Hergestellt hat den Streifen der Stuttgarter Maximilian Schmierer, Chef des auf virtuelle Realitäten spezialisierten Unternehmens MXO. Das Besondere: beim Dreh waren 14 Kameras gleichzeitig im Einsatz, deren Bilder miteinander verwoben wurden. Nutzt der Betrachter nun eine spezielle Brille, findet er sich zwischen Bagger und Bohrgerät im Stuttgarter Untergrund wieder. Wendet der Betrachter den Kopf, ändert sich auch die Perspektive auf den Film. Gedreht worden ist im Cannstatter Tunnel zwischen der Baugrube am Nordbahnhof und dem künftigen Durchgangsbahnhof. Die Halterung, in der die 14 Kameras positioniert wurden, stammt aus einem 3-D-Drucker. Zumindest hierzulande wird die Technik noch nicht allzu häufig angewandt. Eine der Brillen des amerikanischen Herstellers Oculus kommt erst im kommenden Frühjahr auf den europäischen Markt. Dass ein Exemplar schon im Turmforum im Einsatz ist, erfüllt den S-21-Vereinsvorsitzenden Georg Brunnhuber mit nicht zu überhörendem Stolz.

Auch der neue Bahnhof soll in 3 D begehbar werden

In einer weiteren Ausbaustufe soll auch ein Gang durch den künftigen Tiefbahnhof möglich sein. Ein 3-D-Modell ist schon länger im Turm im Einsatz – aber eben nicht in Kombination mit den neuen Brillen. Bis es so weit ist, müssen die Programmierer aber nochmals an die bestehenden Daten heran. Zwei bis drei Monate soll das noch dauern.

Es ist nicht das erste Mal, dass man sich an einem digitalen Blick in die Stuttgarter Bahnzukunft versucht. Schon im Juni 2008 hatte das Fraunhofer-Institut ein Computerabbild des Bahnhalts programmiert und einer ausgesuchten Schar von Lokalpolitikern, darunter der scheidende Baubürgermeister Matthias Hahn, und Bahn-Vertretern wie dem damaligen Konzernbevollmächtigten fürs Land, Werner Klingberg, präsentiert. Doch die eher in Grautönen gehaltene Präsentation wusste nicht so recht zu überzeugen und verschwand wieder. Dieses Schicksal soll dem neuen Ausstellungsstück im Bahnhofsturm nicht drohen. Brunnhuber erhofft sich davon eher noch mehr Besucherzuspruch.