Firmen aus dem Land, die Arbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 übernehmen, werden angefeindet und bedroht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)
Stuttgart - Es war ein großes Ereignis für den kleinen Ort Neuweiler (Kreis Calw) im Nordschwarzwald. Viel CDU-Prominenz kam im Sommer 2009 zum 50-Jahr-Jubiläum der Bohrfirma Burkhardt - vorneweg die Stuttgarter Umweltministerin Tanja Gönner. Sie lobte das Unternehmen nicht nur für sein Engagement im zukunftsträchtigen Bereich Erdwärme, sondern die Chefin Anita Burkhardt auch für ihren Einsatz im CDU-Landesfachausschuss Umwelt. Dort sei die Parteifreundin eine wahre "Kämpferin". Weitere Komplimente verteilte der Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim-Fuchtel, auch im Namen seines ebenfalls anwesenden Landtagskollegen Thomas Blenke. Mit ihrem Beitrag zum Klimaschutz, sagte Fuchtel, seien die Burkhardts "die wahren Grünen".

Eineinhalb Jahre später ist die Jubiläumsfeier plötzlich wieder ein Thema. Denn inzwischen wurde bekannt, dass die hochgelobte Bohrfirma einen der begehrten Aufträge für Stuttgart 21 ergattert hat, und zwar im Rahmen des Grundwassermanagements. Seither fragen Projektgegner, ob die guten Beziehungen zur CDU dabei eine Rolle gespielt hätten. Den Zuschlag, wird unterstellt, habe es auch wegen des Parteibuchs gegeben; "schwarzen Filz" wittern die Kritiker. "Wir werden in Internetblogs als Mafia bezeichnet", klagt die Chefin.

Den Christdemokraten ist das Unternehmerehepaar zwar vielfach verbunden. Anita Burkhardt sitzt nicht nur im Umweltausschuss der Landespartei, sondern auch im Landesvorstand der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT); im Kreis Calw ist sie stellvertretende MIT-Vorsitzende. Ihr Mann Heinz führt den CDU-Ortsverband Neuweiler und gehört dem Kreisvorstand der Partei an, den der Jubiläumsgast Blenke leitet. Aber mit der Auftragsvergabe, versichert die Chefin, habe das alles nichts zu tun - "natürlich nicht".

Die ersten Bohrungen machte die Bohrfirma schon 1995


Wie genau lief diese ab? Burkhardt sei ein Subunternehmer der Essener Firma Hölscher Wasserbau, heißt es beim Projektbüro der Bahn. Sie hatte die europaweite Ausschreibung der Bauleistungen für das Grundwassermanagement gewonnen. Hölscher selbst gibt keinerlei Auskunft über die Auswahl der Subunternehmer; Presseanfragen beantworte man nicht. Anita Burkhardt berichtet von einem harten Wettbewerb mit anderen Unternehmen. Gezählt hätten "Kompetenz, die Leistungsfähigkeit...und zuallererst der Preis".