Pfarrer Johannes Bräuchle hat Projektgegnern SA-Methoden vorgeworfen. Die Evangelische Landeskirche hat ihn von allen Amtspflichten suspendiert.

Stuttgart - Der Stuttgarter Pfarrer Johannes Bräuchle, bisher Mitglied des Vorstands des Vereins Pro Stuttgart21, legt mit sofortiger Wirkung sein Amt als Vorstand des Vereins nieder. Das teilte der Verein nach einer Vorstandssitzung mit. Bräuchle war in die Kritik geraten, weil er bei einem Wirtshausauftritt in Sachsenhausen (Main-Tauber-Kreis) Stuttgart-21-Gegnern SA-Methoden attestiert und das von der grün-roten-Landesregierung eingebrachte Ausstiegsgesetz als „Ermächtigungsgesetz" bezeichnet hatte (die Stuttgarter Zeitung berichtete).

 

Johannes Bräuchle sieht sich als Opfer der Berichterstattung. In einer persönlichen Stellungnahme erklärte er: „Die gegen mich vorgebrachten Anschuldigungen basieren auf Zitaten, die aus dem Zusammenhang gerissen sind. Ich distanziere mich ausdrücklich von Äußerungen im Zusammenhang mit der unrühmlichen Vergangenheit unseres Landes und bedaure den falschen Eindruck, der durch die Berichterstattung entstanden ist.“ Um zur Versachlichung beizutragen, lege er sein Amt als Vereinsvorstand nieder. Zudem will sich Bräuchle selbst ein vorläufiges Schweigegelübde in Sachen Stuttgart 21 auferlegen: „Bis auf weiteres verzichte ich auf öffentliche Äußerungen im gegenwärtigen Diskussionsprozess.

Nach Bräuchles Auftritt hatte der Geschäftsführer des Vereins, Bernhard Bauer, die Äußerungen des Pfarrers bereits als unvertretbar bezeichnet. Auch die Evangelischen Landeskirche, Bräuchles Arbeitgeber, hatte die Vergleiche mit der NS-Zeit als „vollkommen inakzeptabel“ missbilligt. Sie suspendierte den Pfarrer am Donnerstag von allen Amtspflichten, um eine Klärung der Angelegenheit zu ermöglichen. Zuvor hatte ihm sein Kollege, der Rundfunkpfarrer Andreas Koch, bereits einen eindeutigen Ratschlag erteilt: „Johnny, steig aus – und zwar aus allen Funktionen!“