Der Bahn läuft die Zeit davon: Aktuell liegt das Stuttgart-21-Brandschutzkonzept noch immer nicht vor, das für Juni 2014 angekündigt war. Die Bahn verbreitet dennoch Zuversicht.

Stuttgart - Nicht nur beim Brandschutz für den Fernbahnhof auf den Fildern, sondern auch beim Brandschutz für den S-21-Durchgangsbahnhof im Talkessel steckt der Teufel im Detail. Der Bahn läuft die Zeit davon, der geplante Eröffnungstermin 2021 wird immer unwahrscheinlicher.

 

Spätestens seit ein von der Bahn selbst beauftragtes Schweizer Gutachterbüro 2012 das ursprüngliche Konzept des renommierten Brandschutzexperten Wolfgang Klingsch als unzureichend und teilweise nicht genehmigungsfähig beurteilt hatte (die StZ berichtete), war klar: die Bahn muss nachbessern. Weil das aktualisierte Konzept für die sogenannte Ausführungsplanung – also der konkreten Planung, die der Realisierung des Bauvorhabens vorausgehen muss – nun erst im kommenden Jahr fertig gestellt wird und genehmigt werden kann, drohen weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung des Projekts. So zumindest hatte es der Brandschutzbeauftragte der Bahn, Klaus-Jürgen Bieger, in einem Zeitungsinterview Ende 2013 prognostiziert. Bieger hatte damals auf die Frage, ob das Brandschutzkonzept für den S-21-Tiefbahnhof den Zeitablauf für das Projekt beeinflusse, wörtlich gesagt: „Unser Zeitplan sieht vor, dass das erweiterte Brandschutzkonzept Ende 2013 fertig ist. Die Fluchttreppenhäuser als integraler Bestandteil müssen allerdings eigens genehmigt werden. Bis Juni 2014 möchten wir dafür vom Eisenbahn-Bundesamt die Genehmigung erhalten. Nur falls wir diese Termine nicht schaffen, könnte es zeitkritisch für den Bauablauf von S 21 werden.“ Mittlerweile neigt sich das Jahr 2014 dem Ende zu, und die Genehmigung steht weiterhin aus. Das S-21-Kommunikationsbüro ist dennoch bemüht, jegliche Zweifel an der offiziell geplanten Inbetriebnahme des Bahnprojekts im Jahr 2021 im Keim zu ersticken. Für die laufenden und anstehenden Arbeiten der Baugrundsicherung, des Aushubs und der Pfahlgründungen seien brandschutzrechtliche Genehmigungen nicht notwendig: „Insofern entsteht derzeit kein Verzug.“ Ob das ausstehende Brandschutzkonzept auch den weiteren Bauablauf beeinträchtige, dazu äußert sich das Kommunikationsbüro nicht. Stattdessen heißt es in einer Stellungnahme lapidar: „Die Bahn wird selbstverständlich bei der Erstellung des Bahnhofstrogs nur Baumaßnahmen ausführen, für die sie die erforderlichen Genehmigungen hat.“

Bahn: Derzeit entsteht kein Zeitverzug

Ein Sprecher verweist darauf, dass dem Eisenbahn-Bundesamt als zuständiger Genehmigungsbehörde sowie den zuständigen Gremien wie dem Arbeitskreis Brandschutz unter Federführung des Regierungspräsidiums alle notwendigen Gutachten und Unterlagen vorlägen. „Die Bahn und der Brandschutzbeauftragte der Bahn, Klaus-Jürgen Bieger, sind deshalb weiter zuversichtlich, die erforderlichen, brandschutzrechtlichen Genehmigungen von der Genehmigungsbehörde absehbar zu erhalten“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Stuttgarter Zeitung. Tatsächlich sind nach StZ-Informationen mittlerweile sogenannte Teil- und Ergänzungsgutachten zu dem im Auftrag des Bahnhofsarchitekten Christoph Ingenhoven vom Büro Klingsch erstellten Brandschutzkonzept fertig. Die Expertisen müssen aber in zeitlich aufwendigen Verfahren simuliert, verifiziert und in das Sicherheitskonzept eingearbeitet werden. Die größten Bedenken der Stuttgarter Branddirektion scheinen inzwischen ausgeräumt. Wie berichtet, hat die Bahn bei der Sitzung des S-21-Lenkungskreises im Mai deren Forderung entsprochen und den Einbau einer mit Wasser gefüllten Löschleitung anstelle einer Trockenleitung im Fildertunnel zum Flughafen zugesagt. Auch beim Thema Entrauchung des Tiefbahnhofs ist man sich nähergekommen, bestätigt Branddirektor Frank Knödler. Im ersten Halbjahr 2015, so hofft Knödler, werde die Bahn ihre Pläne präsentieren.