Die Idee eines autobahnnahen Halts bei Stuttgart 21 am Flughafen ist vorschnell beerdigt worden. Das könnte sich als folgenschwerer Fehler erweisen, kommentiert StZ-Titelautor Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Mit Stuttgart 21 ist kein Staat mehr zu machen. Das Projekt ist durch wiederholte Verteuerungen und geplatzte Terminpläne derart in Misskredit geraten, dass Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zuletzt hat zu Protokoll geben dürfen, das Projekt sei und bleibe „eine kapitale und folgenschwere Fehlentscheidung“, ohne dass die bisherigen Projektbefürworter vom schwarzen Koalitionspartner oder jene auf den Oppositionsbänken im Landtag dem Minister contra gegeben hätten.

 

Verweigerte ernsthafte Debatte

Für Stuttgart 21 verkämpft sich niemand mehr, ja man will sich nicht einmal mehr kritisch-konstruktiv mit Ideen befassen, die sich im Planungsprozess ergeben. So geschehen nun am Flughafenabschnitt, wo die Bahn von allen Seiten Prügel bezogen hat für Überlegungen, ob es auf den Fildern nicht auch weniger kompliziert gehen kann. Unklar war, inwieweit sich die Kritik auf die Sache bezog oder sie nur aus dem Ärger speisten, wie die Gedankenspiele an die Öffentlichkeit gelangt sind.

Damoklesschwert Brandschutz

Das ist leichtfertig. Denn die Idee eines autobahnnahen Bahnhofs hätte es verdient habt, ernsthaft erwogen statt mit Schlagwörtern wie vom „Halt auf dem Acker“ diskreditiert zu werden. Ob sich der Charakter einer Verkehrsdrehscheibe voll entfaltet, wenn Umsteiger aus einem 26 Meter tief in der Erde liegenden Zughalt ans Tageslicht kommen müssen, wird die Zukunft zeigen. Und spätestens wenn bei der zum Regionalbahnhalt aufgebohrten S-Bahnstation abermals die Brandschutzauflagen Probleme bereiten, wird man sich vielleicht der nun beerdigten Pläne erinnern.