Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)
Kommen wir zurück in die Stadt. Im letzten Interview sagten Sie, dass die erste Kelchstütze im Frühjahr steht. Viel zu sehen ist noch nicht davon.
Wir haben in der Zwischenzeit an der speziellen Betonmixtur gearbeitet, die wir bei der Probekelchstütze verwendet haben. Denn mit diesem Material mussten wir auch in den Brandversuch gehen. Dabei musste der Beton in einer Brennkammer 1200 Grad aushalten. Wir sind richtig happy, denn diesen Test haben wir vor wenigen Tagen gemeistert: Der Bahnhof hat seine Feuerprobe bestanden. Das ist richtig gut. Auch die Umplanungen mit den Fluchttreppenhäusern, die zum neuen Brandschutzkonzept gehören, hat weitere Zeit gekostet. Aber: Fünf Jahre vor Inbetriebnahme haben wir nun aus brandschutzrechtlicher Sicht den Nachweis, dass wir den Bahnhof so bauen können. Was andere versuchen erst ganz am Ende zu bekommen,erledigen wir frühzeitig, um auf der sicheren Seite zu sein.
Wie geht es nun weiter?
Wir gehen davon aus, dass die letzte noch ausstehende Genehmigung für die Fertigstellung der Bodenplatte noch vor den Sommerferien kommt. Dieser Bahnhof ist etwas Einzigartiges. Da dürfen technische Freigaben auch mal länger dauern.
Bei den Tunneln in Stuttgart kommen Sie besser voran?
In einem Jahr sind wir mit zwei Tunneln am Hauptbahnhof: Wir werden bei den Tunneln nach Obertürkheim und nach Cannstatt binnen zwölf Monaten die Durchbrüche schaffen. Und das, obwohl beide sehr komplexe Vorhaben sind. Außerdem werden in diesem Jahr die Arbeiten an der großen Neckarbrücke zwischen dem Rosenstein und Bad Cannstatt zu sehen sein.
Wann laden Sie zur Grundsteinlegung für den Bahnhof ein?
Wir probieren, dass es auch noch vor den Sommerferien klappt. Vielleicht wird es aber auch September. Ich bin aber überhaupt nicht der Ansicht, dass diese Bodenplatte der ausschlaggebende Fakt für den Baustart am Bahnhof ist. Schauen Sie sich allein an, was etwa an den drei Dükerbauwerken passiert. Die sind zusammen allein 100 Millionen Euro teuer. Oder schauen Sie sich die Lärmschutzmaßnahmen am Kernerviertel an. Da ist eine ganze Menge passiert. Wahr ist aber auch: Wir wären gerne ein Jahr früher da gewesen, wo wir heute stehen. Trotzdem: Der Bahnhof ist auf einem richtig guten Weg.
Und das Umfeld des Bahnhofs ist auf einem ähnlich guten Weg? Oder andersherum gefragt: Ist das von der Stadt gewählte Verfahren das Richtige?
Meine subjektive Meinung ist: Man kann eine solche Bürgerbeteiligung nicht machen, ohne einen gewissen Rahmen zu definieren. Uns beschäftigen aber ein paar andere Dinge. Wir bauen dieses ikonische Bahnhofsbauwerk. Damit ist es aber nicht getan. Im direkten Umfeld des Bahnhofs müssen Entscheidungen her – und zwar bald. Zum Beispiel haben wir aus dem Bahnhof zwei Ausgänge nach Norden in das neue Viertel. Die führen noch ins Nirwana. Da muss bald geklärt sein, was da hinkommt. Unser Architekt reklamiert für sich, dass er da auch bauen kann. Dazu gab es mittlerweile zwei Gespräche im Rathaus.
Und was sagt OB Kuhn?
Er weiß, dass da jetzt etwas passieren muss und treibt das voran. Er will aber auch dort eine Bürgerbeteiligung.