Mit einer Fahrt des Sonderzugs Stuttgarter Stern wollen S-21-kritische Bürgerinitiativen beweisen, dass schon heute auf bestehenden Gleisen die Zentren der Region besser miteinander vernetzt werden können.

Stuttgart - Der Blick auf Heslach von der Gäubahnstrecke aus, die Aussicht vom Cannstatter Viadukt ins Neckartal – wunderbar. Doch um das Panorama ist es bei der Fahrt des Sonderzugs Stuttgarter Stern am Samstagnachmittag nur in zweiter Linie gelangen. Die von den beiden S-21-kritischen Bürgerinitiativen Infobündnis Zukunft Schiene Obere Neckarvororte und Bündnis Filderbahnhof Vaihingen organisierte Fahrt sollte beweisen, dass schon heute auf bestehenden Gleisen die Zentren der Region besser miteinander vernetzt werden können – und zwar nicht über den Hauptbahnhof wie heute im S-Bahn-System oder später mit Stuttgart 21, sondern mit direkten Verbindungen auf bestehenden Gleisen an Stuttgart vorbei.

 

„Wir haben unseren Fahrplan genau eingehalten“, freute sich Hans-Jörg Jäkel über das gelungene Experiment, das um 14.08 Uhr mit der Abfahrt im Hauptbahnhof begann und dort auch drei Stunden später endete. Allerdings räumte der Bahnexperte ein, dass die einmalige Erprobungsfahrt mit mehr als 200 Fahrgästen, die auch gegen S 21 protestierten, nicht vergleichbar sei mit einem regelmäßigen S-Bahnbetrieb im Taktverkehr – zumal der Zug oft Ferngleise benutzen musste. Dennoch bewältigte der „Rote Heuler“ die Strecke von Waiblingen nach Esslingen über das Güterverkehrsgleis in Untertürkheim in rund 20 Minuten, mit der S 3 und der S 1 braucht der Fahrgast 27 Minuten. Von Esslingen raste der Sonderzug über Untertürkheim und Kornwestheim (Schusterbahn) direkt nach Ludwigsburg, Fahrzeit: unter 25 Minuten, die S-Bahn ist zehn Minuten länger unterwegs. Über Feuerbach und die Gäubahnstrecke, die bei S 21 aufgegeben werden soll, geht es in 37 Minuten nach Böblingen, mit der S-Bahn, die freilich öfter hält, sind es 43 Minuten. Jäkel, der die Fahrt sachkundig begleitete, plädierte für einen Ausbau des Halts Vaihingen zum „echten“ Filderbahnhof – eine Frage, auf die die Initiatoren bald eine Antwort aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium erwarten. „Dort liegt der Ball, man kann auch kurzfristig etwas tun“, sagte Jäkel. Die Fahrt macht aber auch deutlich, dass nicht nur ein zusätzlicher Bahnsteig in Vaihingen, sondern auch Einfädel- und Abzweigespuren vom Ferngleis- ins S-Bahnnetz nötig wären. Jäkel rechnet mit Kosten von insgesamt rund 20 Millionen Euro.

„Die Fahrt verlief ohne größere Probleme“, lobte Jäkel die für den Fahrplan zuständige Bahn, die sich freilich zuvor geweigert hatte, einen S-Bahn-Zug bereit zu stellen. Die private Schienenverkehrsgesellschaft (SVG) übernahm mit ihrem „Roten Heuler“ die Fahrt. „Unser Zug hat Toiletten und funktionierende Türen“, sagte Jäkel vor dem Hintergrund der Probleme beim neuen S-Bahn-Zug ET 430, „da kann die S-Bahn nicht mithalten.“