Im Schlossgarten sind nach der Räumung schon zahlreiche Bäume gefällt worden. Die Absperrungen rund um das Areal geben Anlass für Diskussionen.

Stuttgart - All jenen Bäume im Mittleren Schlossgarten, die bisher noch nicht von den riesigen Greifern einer Rundspatenmaschine erfasst oder von den Arbeitern per Motorsäge gefällt worden sind, weisen blaue und rote Buchstaben die nahe Zukunft. Ist ein „V“ auf den Stamm gesprüht, wird der Baum in den nächsten Tagen an einen anderen Standort im Stadtgebiet versetzt werden. Bäume mit einem „T“ sollen als so genanntes Totholz in Biotopen als Lebensraum oder auf Lehrpfaden als Anschauungsobjekt dienen. Und wer ein „K“ bekommen hat, ist den schönen Künsten geweiht – aus diesem Holz sollen irgendwann einmal Skulpturen und andere Objekte gehauen werden.

 

Knapp zehn der insgesamt 68 Bäume, die aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Größe versetzt werden können, sind bereits Donnerstag ausgegraben und abtransportiert worden. Zudem haben die Arbeiter auch schon etliche der größeren Kastanien und Buchen in der Mitte des Geländes gefällt – begleitet von Pfiffen und Buhrufen. Den ganzen Tag über hatten Projektgegner und neugierige Bürger rings um den Schlossgarten an den Absperrungen gestanden und in den Park gespäht, die beste Sicht auf das Baufeld gewährt dabei der Standort unterhalb des Planetariums.

Dort war am Morgen auch der erste Baum mit einer der großen Maschinen binnen weniger Minuten aus dem Boden geholt, rücklings aufgeladen und abgefahren worden. Gleichzeitig wurden einige der größeren Exemplare von mächtigen Greifbaggern zur Hälfte gekappt und anschließend umgesägt, was auf der anderen Seite des Zaun betrauert wurde. „So schnell verliert man, was einem lieb und teuer ist“, meinte eine der Aktivistinnen.

Zwölf Tonnen schwere Kolosse

Die umkämpften Baumriesen im Schlossgarten, darunter auch die 25 Meter hohen Platanen, in deren Kronen die Robin-Wood-Umweltschützer ihre Baumhäuser gebaut hatten, stehen derweil noch fest verwurzelt. Diese zwölf Tonnen schweren Kolosse zu fällen sei wesentlich aufwendiger, sagt der Nürnberger Baumsachverständige Bodo Siegert, der für die Bahn die Expertise über die Versetzbarkeit der Bäume im Bereich des Baufelds gemacht und empfohlen hatte, 108 der 176 Bäume aufgrund ihrer Größe und schlechten Anwachsprognose an einem anderem Standort zu Fällen. Bis spätestens Anfang nächster Woche wird laut dem zuständigen Projektleiter der Bahn auch an diesen Bäumen die Motorsäge angelegt.

Während die Arbeiten im Mittleren Schlossgarten also planmäßig vorangehen, geben die Absperrungen um das Areal immer wieder Anlass für Diskussionen zwischen Polizisten und erregten Bürgern, die sich einen Umweg suchen müssen. So ist wegen der momentanen Arbeiten die Straße Am Schlossgarten weiterhin komplett gesperrt, und auch die Durchgänge an der Unterführung am Arnulf-Klett-Platz sowie der Ferdinand-Leitner-Steg sind mit Gittern versperrt. Seit Beginn der Baumarbeiten gelte das Aufenthalts- und Betretungsverbot in bestimmten Bereichen des Schlossgartens, betont der Stadtsprecher Markus Vogt. Die Stadt sei aber bemüht, die Beeinträchtigungen für Fußgänger und Radfahrer möglichst gering zu halten.

Sperrungen aus Sicherheitsgründen

Als Service für die Bürger hat die Stadt zu den Aushängen am Park auf ihrer Internetseite eine Karte eingestellt, die zeigt, welche Teile des Schlossgartens und welche Verbindungsstrecken derzeit gesperrt sind. Zudem könne man sich dort auch die jeweiligen Ausweichrouten für Fußgänger und Radfahrer anzeigen lassen, so Vogt. Je nach Fortgang der Arbeiten im Schlossgarten müssten immer wieder verschieden Wege gesperrt werden, schon aus Sicherheitsgründen. Der Zugang am Planetarium sei aber in der Regel geöffnet, auf dieser Seite könne auch der gesamte Schlossgarten als Verbindungsstrecke zwischen der Innenstadt und Bad Cannstatt genutzt werden. Wann die Absperrgitter wieder abgebaut werden und ob damit in jedem Fall nach dem Ende der Rodungsarbeiten Anfang März zu rechnen ist, kann Stadtsprecher Markus Vogt derzeit nicht mit Gewissheit sagen. Er verspricht aber: „Wir werden die Wege nur solange wie unbedingt notwendig sperren.“