Einsprüche gegen den Bahnhof in Untertürkheim sollen Stuttgart 21 kippen, hoffen die Gegner. Sie wollen eine Neubewertung des Projekts.

Stuttgart - Vertreter des BUND und des Landesnaturschutzverbandes haben am Donnerstag der Behauptung von Projektbefürwortern widersprochen, Stuttgart 21 sei unumkehrbar. Gebe es an der politischen Legitimation keinen Zweifel, so sei doch planungsrechtlich das Gesamtprojekt längst nicht in trockenen Tüchern.

Zwei der sieben Abschnitte, jene für den Abstellbahnhof in Untertürkheim (1.6b) und die Verbindung zum Flughafen (1.3), seien noch nicht planfestgestellt. Im Umstand, dass in der Erörterung der Teilbereiche immer auch der Gesamtplan aus heutiger Sicht diskutiert werden müsse, sehen die Umweltverbände ihre Chance, das Projekt zu kippen. Aus ihrer Sicht sei "mit falschen Daten und Zahlen operiert worden", betonen die Gegner im Anhörungsverfahren zur Planfeststellung. Im Erörterungsverfahren wird die Bahn zu diesen Vorwürfen Stellung beziehen.

So seien die Kosten von 2,8 Milliarden auf 4,1 Milliarden Euro explodiert, auch seien längst die Wirtschaftlichkeit und der Bahn-Betrieb infrage gestellt und die fehlende Fahrplanstabilität durch das SMA-Gutachten kritisiert. Diverse Sicherheitsaspekte und die Bahnhofsarchitektur seien auch geändert worden. Die Bahn habe "ständig nachgebessert und erst nachträglich eingestanden, dass in den damaligen Planungsunterlagen eingereichte Inhalte nicht mehr zutreffen", heißt es in der Stellungnahme des BUND zum Planfeststellungsabschnitt Abstellbahnhof.

Die Bahn soll mit falschen Zahlen gearbeitet haben


Dass die Bahn "ihre Glaubwürdigkeit verspielt hat", macht der Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer an der Behauptung in den Unterlagen fest, der Tiefbahnhof sei von acht auf zehn Gleise erweiterbar. Tatsächlich hat unlängst aber der Vorstandschef der Bahn-Tochter Station & Service, André Zeug, nicht nur die Notwendigkeit ausgeschlossen, sondern auch die Machbarkeit. Die Bahn hatte darauf mit einem Dementi reagiert.

Der BUND bleibt aber dabei, dass die Frage der Bahnhofskapazität im anstehenden Erörterungsverfahren zum Abschnitt 1.6b "völlig neu beleuchtet werden" müsse. Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 führt weitere Punkte an, die eine Neubewertung des Projekts erforderlich machten: Angebliche Falschaussagen über die Bauzeit (zehn statt sieben Jahre), die Nichtberücksichtigung des Filderbereichs und der nördlichen Zulaufstrecken bei der Ermittlung der Kapazitäten im Bahnhof, die reduzierte Leistungsfähigkeit im Tiefbahnhof beim Ausfall bestimmter Weichen und die seiner Ansicht nach zu geringen Querschnitte in den Tunnels von 4,05 Meter, für die eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden muss.