Ein seltsam leer wirkendes Modell wirbt für den neuen Bahnhof bei Stuttgart 21 – jetzt soll Leben einziehen. Allerdings will die Bahn auf im Computer entstandene Wesen verzichten und setzt stattdessen auf Menschen aus Stuttgart und der Region.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Der Durchgangsbahnhof von Stuttgart 21 ist fertig, die aktuelle Baustellenwüstenei zwischen Kriegsberg und Kernerviertel ist neuen Plätzen, den für den Bahnhof typischen Lichtaugen und einer Parklandschaft im Mittleren Schlossgarten gewichen. Dazu scheint die Sonne, der Himmel ist blau, vereinzelt ziehen Wolken über Stuttgart dahin.

 

Das Ganze ist ein Blick in die Zukunft. Mit diesem virtuellen Modell wirbt der Projektverein seit Anfang des Jahres. 20 verschiedene Blickwinkel geben einen Eindruck davon, wie sich der Bereich zwischen Schiller-, Willy-Brandt- und Heilbronner Straße einmal darstellen könnte. Ein Blick auf ebenjene Straßen zeigt allerdings, dass sich selbst OB Fritz Kuhns Vorgabe, 20 Prozent weniger Autos im Kessel haben zu wollen, bei Weitem übertreffen lässt. Auf dem Arnulf-Klett-Platz ziehen gerade einmal zwei SSB-Busse einsam ihre Bahnen, auf dem Rest der Straßen sieht es schwer nach Ölkrise aus.

Keine Autos, keine Menschen

Aber es sind nicht nur (wenn überhaupt) die Autos, die fehlen. In der ganzen schönen neuen Bahnhofswelt ist nicht ein einziger Mensch zu sehen. Das soll sich ändern. „Es wird Zeit, dass die Menschen den zukünftigen Bahnhof kennenlernen und sich darin umschauen. Der Verein bietet mit dem 3-D-Modell die Möglichkeit, sich quasi von zu Hause via Internet in die Zukunft zu zoomen“, sagt Georg Brunnhuber, Vorsitzender des Projektvereins. Der will aber darauf verzichten, jene computergenerierten Menschlein zu verwenden, die Architekturvisualisierungen in aller Welt bevölkern. Stattdessen sollen echte Frauen, Männer und Kinder aus Stuttgart und der Region zu sehen sein. 250 virtuelle Sitz- und Stehplätze möchte der Verein vergeben. Da noch unklar ist, wann der Neubau einer echten Besichtigung unterzogen werden kann, ist das zumindest die Chance auf einen virtuellen Rundgang.

Bahn sucht Freiwillige, die sich im Bahnhofsmodell zeigen

Wer sich in das Bahnhofsmodell hineinmontieren lassen möchte, soll dem Verein ein Ganzkörperfoto von sich zukommen lassen. Zudem müssen die Hobbymodels eine Einwilligungserklärung abgeben. Gut vier Wochen werde es dauern, bis die Bahnhofsbesucher dann auch tatsächlich in den Grafiken auftauchen.