Nach dem Ende des Filderdialogs ringen die Projektpartner um eine gemeinsame Lösung. Welcher Empfehlung letztlich tatsächlich gefolgt wird, muss nun im Laufe der Woche geklärt werden.

Leinfelden-Echterdingen - Der Vorschlag von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), die Fern- und Regionalzüge nicht am Flughafen halten zu lassen, sondern über die Gäubahn direkt zum Hauptbahnhof zu führen, hat nach dem Stand der Dinge keine Chance auf Realisierung. Dafür gibt es immer mehr Stimmen, die sich einen im Vergleich mit den momentanen Planungen der Bahn deutlich verbesserten Flughafenbahnhof vorstellen können. „Das wird zwar mehr kosten“, sagte der SPD-Fraktionschef im Landtag, Claus Schmiedel, gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Dies sei dann aber abzuwägen gegenüber den „unbestreitbaren Vorteilen“ dieser Variante.

 

Dabei würde der neu zu bauende Fern- und Regionalbahnhof direkt an die bestehende S-Bahn-Station im Flughafen gerückt. Die Passagiere hätten dadurch deutlich kürzere Wege. Das grundsätzliche Konzept von Stuttgart 21 auf den Fildern bliebe dabei unberührt.

Die meisten Stimmen für Hermanns Gäubahnlösung

Der Flughafenbahnhof war am Wochenende zum Abschluss des Filderdialogs, bei dem in drei Runden über die Schienenwege von Stuttgart 21 auf den Fildern diskutiert worden war, unter sieben Varianten auf Platz zwei gekommen. Die meisten Stimmen waren zwar auf die Hermann’sche Gäubahnlösung entfallen. Der Minister selbst hatte freilich schon eingeräumt, dass die von ihm vorgeschlagene Abkoppelung des Airport vom Schienenfern- und Regionalverkehr mit den Finanzierungsverträgen nicht in Einklang stehe. Vor diesem Hintergrund hatten bereits die Stadt und der Verband Region Stuttgart ein Veto signalisiert. Auch der Koalitionspartner SPD innerhalb der Landesregierung lehnt die Gäubahnvariante ab, bei der die Fahrgäste aus Richtungen Singen in Vaihingen in die S-Bahn zum Flughafen umsteigen müssten. „Es war schon vorher klar, dass das mit uns nicht zu machen sein wird“, so Schmiedel. Speziell im Böblinger/Sindelfinger Raum und auch im Schwarzwald hatten zuletzt maßgebliche politische Kräfte gefordert, am Direktanschluss festzuhalten.

Die CDU in Baden-Württemberg sieht den Filderdialog insgesamt als gescheitert an, wie der Vizelandeschef Winfried Mack am Montag erklärte: schließlich bewege sich die Gäubahnvariante außerhalb des Rahmens, den die Volksabstimmung vorgebe, und sie funktioniere nicht. Mack forderte die Grünen in der Landesregierung auf, „endlich das Ergebnis der Volksabstimmung anzuerkennen“. Eine Direktanbindung von Flughafen und Landesmesse sei gesetzt – so auch die Positionen der Stadt Stuttgart und des Verbands Region.

Klenk hofft auf Lärmschutz

Roland Klenk, der Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, hat das Ergebnis des Filderdialogs „mit Sicherheit erwartet“, wie er sagt. Dass die Gäubahnvariante schon kurz nach der Empfehlung wieder vom Tisch gewesen sei, so Klenk, sei ebenfalls von Anfang an klar gewesen. Unter anderem deshalb sei er aus dem Filderdialog ausgestiegen. Nun hoffe er, dass zumindest beim oft genannten Lärm- und Erschütterungsschutz „ein besseres Ergebnis für die vom künftigen Mischverkehr belasteten Anwohner herauskommt“.

Zu den Befürwortern der Gäubahnvariate zählt neben den Kommunen auf den Fildern auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der nun eine neue Bewertung der bisherigen Planung fordert. „Mit dieser Variante kann der Bahnverkehr zu überschaubaren Kosten in kurzer Zeit nachhaltig verbessert werden“, betont der Landesvorsitzende Matthias Lieb.

Welcher Empfehlung letztlich tatsächlich gefolgt wird, muss nun im Laufe der Woche zwischen den Projektpartnern geklärt werden. Man habe eine Menge an Telefonaten, persönlichen Gesprächen und Treffen auf Arbeitsebene vor sich, so der Sprecher des Verkehrsministeriums, Edgar Neumann. Klar sei bisher aber nur, dass alles versucht werde, sich bis Freitagabend auf eine gemeinsame Position zu einigen.