Seit Dienstag werden die Betonfertigteile für den S-21-Fildertunnel per Lkw von Altbach zum Fasanenhof gefahren. Damit steht der Start der Tunnelvortriebsmaschine, die das Gestein herausfräst und die Tübbinge einbaut, kurz bevor.

Stuttgart - Drei Tieflader mit einer speziellen Fracht sind seit Dienstag auf den Bundesstraßen im Neckartal und auf der A 8 bis zum Echterdinger Ei unterwegs: Sie transportieren die Betonfertigteile, die sogenannten Tübbinge, für den 9,5 Kilometer langen und zweiröhrigen S-21-Tunnel von den Fildern zur Innenstadt. Die Tübbinge werden am Bahnhalt Altbach/Deizisau aufgeladen und zum Tunnelportal im Industriegebiet Fasanenhof gefahren. In dieser und in der nächsten Woche geschieht dies noch am Tag, danach nachts. Insgesamt sind 23 000 Lastwagenfahrten nötig, um die 7660 Ringe in mehr als 53 000 Einzelteilen zur Baustelle zu transportieren. „Das ist nichts Neues. So etwas haben wir schon öfters gemacht“, sagt Holger Schafl von der Baufirma Bögl.

 

Eigentlich sollten die ersten Ringe schon Ende Oktober vom Produktionsort im oberpfälzischen Neumarkt per Zug ins Neckartal transportiert werden, doch dann entschied man sich, die erste Fahrt zu verlegen, um den Zeitabstand zum Start der Tunnelbohrmaschine nicht zu groß werden zu lassen. Am 11. November werde der zweitausend Tonnen schwere überdimensionale Bohrer angefahren, bestätigte am Dienstag ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros einen Bericht der Stuttgarter Zeitung. Nach Angaben auf den S-21-Internetseiten (Stand Montag, 3. November) sind in bergmännischer Bauweise bereits 143 Meter der West- und 118,5 Meter der Oströhre gegraben worden. Die Tunnelvortriebsmaschine, deren Schild mit fast elf Metern Durchmesser das Gestein herausbricht, es 120 Meter nach hinten transportiert und zugleich die herangeschafften Betonfertigteile mit jeweils mehr als zehn Tonnen Gewicht einsetzt, startet in der Oströhre.

„Wir haben am Portal nur ein kleines Zwischenlager für die Tübbinge“, sagt Schafl. Deshalb müssten die Teile kontinuierlich angeliefert werden. In der Produktionsstätte Neumarkt werden die kreisrunden Tübbinge, die aus sieben Schalenteilen bestehen, im Zweischichtbetrieb hergestellt. Die Teile werden je als Siebenerpack auf einen Waggon verladen. Ein Zug mit 20 Waggons wird in der Hochzeit dreimal pro Woche nach vierstündiger Fahrt in Altbach/Deizisau eintreffen. Dort werden die Züge entladen, wobei ein Schwerlaster zwei Einzelteile und dazu noch das leichtere Schlussteil aufladen kann. Das einzelne Betonsegment wiegt bis zu elf Tonnen, so dass ein Tübbingring gut 71 Tonnen auf die Waage bringt.

Strecke ist 27 Kilometer lang

Abgesehen von den kommenden beiden Wochen, in denen bei Tageslicht noch Erfahrungen mit der Verladung gemacht werden sollen, werden die Züge nachts entladen und dann auf den Tiefladern über die B 10, B 313, A 8 und B 27 bis zum Fasanenhof gefahren. Die Strecke ist 27 Kilometer lang. Insgesamt sollen 30 Transporte pro Nacht – das heißt zwischen 20 und 6 Uhr – abgewickelt werden, so dass für das Entladen eines Zuges zwei Nächte benötigt werden. Momentan setzt Bögl für das Verladen in Altbach noch einen Autokran ein, in den nächsten Tagen soll aber ein spezieller Groß-Stapler angeliefert werden. Laut Schafl werden die Teile auf Transportmatten gelagert, zudem seien Gurte statt Ketten zur Befestigung im Einsatz, und schließlich verkehrten die Maschinen ohne den Sicherheitspiepston beim Rückwärtsfahren – alles, so Schafl, um den Lärm so gering wie möglich zu halten. Dennoch wird in einer Straße im nahen Altbach der nächtliche Grenzwert von 35 Dezibel um ein Dezibel überschritten, zudem will die Gemeinde eigene Lärmmessungen vornehmen. Schafl geht aber davon aus, dass es keine weiteren Auflagen geben wird.

Ungeklärt ist, ob es eigene Zu- und Abfahrt zu der Baustelle am Filderportal von der A 8 geben wird. „Angesichts von 23 000 Lkw-Fahrten bis Dezember 2017 würde das die Lärmbelästigung von Anwohnern und Betrieben im Fasanenhof minimieren“, sagt ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros. Ob es dazu kommen werde, wisse er nicht. Es gebe noch keine Lösung mit den Genehmigungsbehörden.

Nach StZ-Informationen lehnt das Regierungspräsidium eine Auffahrt für schwere Lastwagen auf die A 8 beim Echterdinger Ei wegen des hohen Verkehrsaufkommens und der großen Geschwindigkeitsunterschiede ab, eine Abfahrt kann es sich aber wohl vorstellen. Zudem gibt es offenbar auch Pläne, die bestehende Auf- und Abfahrt der Messe zu nutzen und dann über verbreiterte Feldwege parallel zur Autobahn zum Portal zu fahren. Das S-21-Kommunikationsbüro gibt darüber keine Auskunft. Offenbar sind die Pläne der Bahn noch nicht vollständig.